Ein gesundes Selbstbewusstsein hilft jeder Karriere. Auch Roy Halston Frowick (Ewan McGregor) verfügte über sehr viel Selbstliebe gepaart mit null Selbstzweifeln. Und mit dieser Fähigkeit, seine Kritiker auszulachen, katapultierte er sich in den 60er- und 70er-Jahren vom Hutmacher zum ersten Couturier der USA.
Die von Ryan Murphy entwickelte Miniserie erzählt in flottem Tempo vom Aufstieg des schwulen Aussenseiters. Halston scharte talentierte Menschen um sich und schmückte sich mit deren Federn.
Optisch ist die Reise in die Modewelt der 70er natürlich ein Genuss. Weiche Stoffe und wallende Mäntel in allen Farben umflattern den anfangs emsigen Modemacher, der sich mit schwarzem Rolli und dunkler Sonnenbrille einen Signature-Look verpasst hat.
Dem Schotten McGregor macht die Rolle des US-Modeschöpfers und (Sex-)Partyhengstes sichtlich Spass. Manchmal ist es des Guten jedoch etwas zu viel. Auch die massive Kokserei wird gezeigt – etwa als man Halston am Telefon nicht mehr versteht, weil die Sprechmuschel mit Kokain verstopft ist. Genüsslich mimt McGregor den exaltierten Narzissten und cholerischen Boss, der im Jahr 40 000 Dollar allein für Orchideen ausgibt.
Ein Highlight der Miniserie ist neben McGregors ausschweifendem Spiel definitiv Krysta Rodriguez’ Darstellung von Halstons Freundin Liza Minnelli. Ihr grandioser Auftritt mit dem Song «Liza with a Z» wird zu recht in voller Länge gezeigt.
Halstons Angehörige verurteilten die Serie über den 1990 verstorbenen Designer schon vor der Ausstrahlung als «übertrieben».
Als Zuschauer fällt es einem schwer, Sympathien für den Modeguru zu entwickeln. Erst zum Schluss, als Halston einen Anflug von Demut zeigt, wird man versöhnlich gestimmt.
Netflix | Miniserie
Mit Ewan McGregor, Rebecca Dayan, Krysta Rodriguez; Produzent & Drehbuch: Ryan Murphy u. a.
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USA 2021, verfügbar