Serienperlen zum Neu- oder Wiederentdecken!
Wer noch nie Lust auf einen Johnnie Walker Black Label hatte, wird hier spätestens nach ein paar Episoden den Drang verspüren, sich eine Flasche davon hinter die Binde zu kippen. Mit Anlauf und Schwung.
Denn Ray Donovan (Liev Schreiber) schüttet den Whisky literweise in sich hinein. Kein Wunder: Der irischstämmige Hüne arbeitet als Troubleshooter für eine Anwaltskanzlei in Los Angeles.
Seine Klientel sind reiche Sportler, Schauspieler, Musikstars. Wann immer die sich in die Bredouille manövrieren, muss Ray den Aufräumer spielen. Seien es unerwünschte Leichen, entlarvende Fotos oder nervige Stalker, die es zu beseitigen gilt.
Aufreibend ist nicht nur Donovans Job, sondern auch seine Familie. Bruder Bunchy (Dash Mihok) ist ein traumatisierter Säufer, der so gut für sich selbst sorgen kann wie ein Neugeborenes. Der älteste Bruder Terry (Eddie Marsan) wäre eigentlich eine gute Seele, doch der an Parkinson erkrankte Boxtrainer hat – wie alle Donovans – eine selbstzerstörerische Ader. Es gäbe an dieser Stelle auch einiges über Rays Frau und Kinder zu erzählen, doch am meisten Chaos verursacht sein Vater Mickey (grossartig: Jon Voight).
Von Ray zutiefst verabscheut, taucht Mickey nach 20 Jahren Knast wieder auf und mischt mit seiner unbedarften und übermotivierten Art die Familie auf. Kaum wird er von Ray (widerstrebend) aus einer misslichen Lage befreit, stürzt er sich voller Enthusiasmus ins nächste Fettnäpfchen – oft mit fatalen Folgen.
Die Dramaserie strotzt vor menschlichen Abgründigkeiten, aber auch vor Menschlichkeit. Hier der stoische, gefühlskalte Ray, dort der hibbelige, alte Mickey mit dem irren Gang. Es fliegen einige Fäuste – und ja, es fliesst Blut. Viel Blut.
Dennoch strahlt die Serie eine angenehme, wohlige Wärme aus. Und die kommt definitiv nicht nur vom Johnnie Walker im Bauch.
Paramount+ | Dramaserie | Staffeln 1–7 | USA 2013–2020
Mit Liev Schreiber, Jon Voight, Eddie Marsan, Paula Macomson, Pooch Hall
Hackedichtes Familiengeflecht
verfügbar