Keine Frage: Die erste «True Detective»-Staffel geniesst in Fankreisen längst Kultstatus und hat die Messlatte für ihre Nachkommen exorbitant hoch gelegt. Wir erinnern uns: Zwei Cops suchen im US-Bundesstaat Louisiana einen makabren Mörder.
Woody Harrelson und Matthew McConaughey als sein schwermütiger, aber brillanter Kollege sind zwei Charakterköpfe, wie man sie gerne sieht. Von der latent vorhandenen «Sieben»-Thrillerspannung ganz zu schweigen. Virtuos trieb «The Killing»-Autor Nic Pizzolatto die kühne Handlung über diverse Zeitebenen, Blickwinkel und Rückblenden voran.
Wie zu erwarten gelang es Staffel 2 & 3 (siehe unten) nicht, dem Erstling punkto Atmosphäre, Kameraarbeit und Rollenbesetzung das Wasser zu reichen. Nun startet der nächste Versuch.
Nach fünf Jahren Pause meldet die HBO-Anthologieserie (die einzelnen Staffeln haben nichts miteinander zu tun) die vierte Runde an und disloziert nach Alaska – fernab der bisherigen heissen, schweisstreibenden Schauplätze. Und mit der zweifachen Oscar-Preisträgerin Jodie Foster im Hauptcast werden die Erwartungen natürlich hochgeschraubt.
Die neue Staffel trägt den Untertitel «Night Country», weil sie in einem Kaff im äussersten Norden Alaskas spielt, wo mit dem hereinbrechenden Winter alles von der Dunkelheit und Kälte der monatelangen Polarnacht eingehüllt wird. Hier verschwindet eines Nachts die komplette Besatzung einer arktischen Forschungsstation – acht Männer an der Zahl – spurlos. Die Polizistin Liz Danvers (Jodie Foster) wird auf den Fall angesetzt.
Am Ort des Verschwindens findet sie eine abgetrennte Zunge, die mit einem mehrere Jahre zurückliegenden Mordfall in Verbindung stehen könnte. Unterstützung bekommen soll Liz Danvers von ihrer Kollegin Evangeline Navarro (Kali Reis). Mit beidseitigem Widerwillen: Die zwei waren bei ihrem letzten gemeinsamen Fall vor sechs Jahren heftig aneinandergeraten. Nun müssen die zwei Zerstrittenen nicht nur die Geheimnisse ergründen, die unter dem ewigen Eis begraben liegen, sondern werden auch gezwungen, in ihre eigenen Abgründe zu blicken.
«Den privaten Querelen der Figuren wird viel Laufzeit eingeräumt.»
Ähnlich wie schon in der Auftaktstaffel im Jahr 2014 werden bald mysteriöse Symbole und verstörende Rituale in die Handlung eingewoben. Auch den privaten Querelen des Personals wird erneut viel Spielzeit eingeräumt. Nur schon der Atmosphäre wegen – es ist permanent dunkel, kalt und es schneit – kommen Freunde skandinavischer Nordic-Noir-Serien nicht um diese Staffel herum. Und Jodie Foster als ruppige und permanent übellaunige Chief Detective macht eine hervorragende Figur.
Auf der anderen Seite der Kamera sitzt ebenfalls eine Frau an den entscheidenden Hebeln: Issa López übernahm vom Serienschöpfer und bisherigen Drehbuchautor Nic Pizzolatto – und zwar gleich als Regisseurin, Showrunnerin und Autorin in Personalunion. Die Mexikanerin López hat diesen vierten Streich zum Erfolg gemacht – und hievte «Night Country» auf Platz zwei der besten «True Detective»-Staffeln.
Diese hätte übrigens bereits 2023 erscheinen sollen. Doch infolge des Autoren- und Schauspielerstreiks, der am 9. November 2023 offiziell für beendet erklärt wurde, verzögerte sich alles. Bingewatcher müssen sich allerdings in Geduld üben: Sky Show schaltet die sechs Folgen ab dem 15. Januar im Wochenrhythmus auf – parallel zur US-Ausstrahlung.
Sky Show | Krimi-Anthologieserie | 4. Staffel
Mit Jodie Foster, Kali Reis
USA 2024, ab 15. Januar 2024
Staffel 1 (2014): Ein makabrer Mord im staubigen Louisiana steht im Fokus. Doch eigentlich dreht sich alles um zwei Cops: ein kaputtes Genie (Matthew McConaughey) und sein Partner (Woody Harrelson).
Staffel 2 (2015): Neue Darsteller, neue Story: Ein bizarrer Mordfall in Kalifornien bringt drei Cops (u. a. Colin Farrell und Rachel McAdams) mit einem Berufsverbrecher (Vince Vaughn) zusammen.
Staffel 3 (2019): «True Detective» zieht in die Ozarks. Ein grauenhaftes Verbrechen an zwei Kindern lässt zwei leidgeprüfte Cops (Stephen Dorff, Mahershala Ali) nicht mehr los. – Atmosphärisch wieder besser.