Zwischen Hoffen und Bangen: Das war der Zustand vieler Fans vor dem Trailer-Start zu Amazons «Die Ringe der Macht». Jener Serie, die Tausende Jahre vor den Ereignissen von «Der Herr der Ringe» in Mittelerde spielt und nur auf ein paar Texte in den Buch-Anhängen von Autor J.R.R. Tolkien zurückgreifen kann.
Hoffen, weil Amazon sich die Rechte eine Milliarde Dollar kosten liess und es definitiv ein Prestigeprojekt wird. Also eine üppige Rückkehr in diese phantastische Welt. Hoffen auch, weil die Möglichkeit besteht, etliche neue Geschichten zu entwickeln, auf Basis von Tolkiens Ideen.
Doch da auch das Bangen: Wie weit weichen die Macher um die beiden unerfahrenen Showrunner J.D. Payne und Patrick McKay von Tolkiens Welt ab? Gerade «Der Herr der Ringe» hat eine penible Fangemeinde, die jedes Detail im Kopf hat und auf korrekte Handhabung achtet. Amazon hatte deswegen auch den Tolkien-Experten Tom Shippey ins Boot geholt, aber ihn letztendlich wieder abgezogen. Bangen!
Nun ist er da, der erste Teaser-Trailer (siehe unten), und beide Gefühle sind weiter vorhanden. Die ersten Bilder sehen fantastisch aus. Und obwohl «Herr der Ringe»-Filmschöpfer Peter Jackson nicht involviert ist, so ist klar, dass «Die Ringe der Macht» ästhetisch auf Kontinuität bedacht ist. Die erste Staffel wurde auch in Neuseeland gedreht und bietet dieselben spektakulären Landschaften.
Doch es scheint auch, als ob Amazon sich von Tolkien-Vorgaben entfernt. Eine dunkelhäutige Zwergin ohne Bart? Und ausgerechnet die so graziöse Galadriel ist in ihrer Jugend eine taffe Elben-Kriegerin? Für all jene, die sich bei jedem Projekt über «Frauen- oder Hautfarben-Quoten» schon im Voraus aufregen, war denn klar: Das muss boykottiert werden. Sie griffen daher zum beliebten Kommentar-Bombing.
Unter jedem Trailer auf Youtube pflanzten sie in jeder nur erdenklichen Sprache das angebliche Tolkien-Zitat «Das Böse kann nichts Neues schaffen, es kann nur korrumpieren und ruinieren, was gute Kräfte erfunden oder geschaffen haben». Eine gut organisierte Aktion, die auch von jenen Youtube-Kanälen befeuert wird, die sich schon mit dem Herumnörgeln an Filmen wie «Die letzten Jedi» oder «Captain Marvel» eine goldene Nase verdient haben.
Wie die weniger tief in der Tolkien-Welt verwurzelten Zuschauer reagieren, muss sich zeigen. Die Qualitäten der Serie sind in einem kurzen Teaser nur schwer zu erahnen. Mehr Material zum Sinnieren wird dann der erste volle Trailer in den nächsten Monaten bieten. Und natürlich die Serie selbst, die am 2. September auf Prime Video starten wird.