Es heisst «Scandi Noir», wenn in Mäntel gehüllte Menschen im hohen Norden durch neblige Landschaften und noch nebulösere Geschichten stapfen. «Equinox» passt somit ins Raster des Genre-Begriffs, die Produktion stammt aus Dänemark, die Story spielt ebendort und der Plot ist dunkel. Als Vorlage diente der Podcast «Equinox 1984» von Autorin Tea Lindeburg, die auch am Drehbuch der sechsteiligen Serie mitgeschrieben hat.
Die Geschichte handelt von der 30-jährigen Astrid, die nach Jahrzehnten des Verdrängens ihre seit 21 Jahren verschwundene Schwester Ida zu suchen beginnt. Astrid war neun, als Ida mitsamt ihrer Klasse bei einer Busfahrt zum Schulabschluss verschwand.
Erzählerisch pendelt die Mysteryserie «Equinox» zwischen den beiden Zeitebenen hin und her. Ihre verzweifelte Suche führt Astrid in eine bedrohliche Grauzone, wo sich Realität, Erinnerung und Einbildung vermischen. Bereits als Kind sank sie unfreiwillig in zwielichtige Abgründe, wo eine schemenhafte Figur auf sie wartete.
Nach und nach erkennt Astrid, dass ihre einst so strahlende ältere Schwester Ida vor dem Verschwinden in traumatische Tiefen stürzte. Auf sexuellem und emotionalem Schlingerkurs gerät die junge Frau in einen Ereignis-Strudel, den sie nicht mehr kontrollieren kann. Die vermeintlichen Freunde und ihre Eltern stehen Spalier.
Fahrt nimmt «Equinox» auf, nachdem die Serie während gut zwei Episoden eine Fülle an kryptischen Hinweisen ausgesät hat.
Am Dreh- und Angelpunkt der Geschichte angelangt – man erkennt die Stelle am äusserst schaurigen Auftritt des Hasenmannes – werden schliesslich die metaphysischen Schleusen komplett geöffnet.
Ob die Figuren dabei wirklich dem Übernatürlichen ins Auge blicken oder sie sich in Traumwelten geflüchtet haben, bleibt fast bis zum Ende in der Schwebe.
Netflix | Mysteryserie | 1. Staffel | DK 2020
Mit Danica Curcic, Karoline Hamm, Lars Brygmann, Alexandre Willaume
Riten, Hormone, Visionen – und viele offene Fragen
verfügbar