Ein Ex-Sklave für alle Fälle

Willkommen in einer Zeit, in der es «keine Gesetze, sondern nur Gesetzlose» gibt. Und ausgerechnet diese Outlaws gilt es im Wilden Westen des 19. Jahrhunderts zu jagen, festzunehmen und vor Gericht zu bringen.

Zu Beginn tut sich der einstige Sklave Bass Reeves (David Oyelowo) schwer, als er von einem langjährigen Richter (Donald Sutherland) das Angebot erhält, als erster farbiger U. S. Marshal zu walten. Doch der brillante Schütze lernt das Handwerk an der Seite des altgedienten Gesetzeshüters Sherill Lynn (Dennis Quaid) rasch, sodass er bald zum Vermittler zwischen der weissen und der indianischen Kultur wird.

Richtig gelesen: Da Reeves die Sprache der Indigenen spricht, versteht er nicht nur deren Anliegen viel besser, sondern zückt auch weit weniger schnell die Waffe als die Bleichgesichter.

Als erster afroamerikanischer Deputy im Wilden Westen westlich des Mississippi River geht Reeves seinen Tätigkeiten stets mit Bedacht nach und verhaftet als treuer Gesetzeshüter 3000 Verbrecher –wobei er vierzehn Personen in Notwehr erschiessen muss. Zugleich fungiert er als Friedensstifter in den indianischen Territorien und gilt noch heute als eine der berühmtesten Figuren des alten Wilden Westens.

«Lawmen» basiert auf der wahren Geschichte von Bass Reeves, der 1838 in die Sklaverei hineingeboren wurde, bevor er seine Freiheit erlangte und zum ersten dunkelhäutigen U. S. Marshal wurde.

Die achtteilige Paramount+-Serie aus der Produktionsküche von «Yellowstone»-Macher Taylor Sheridan zeichnet seinen Weg gekonnt nach. David Oyelowo wollte den Stoff schon im Jahr 2015 verfilmen. Aber damals waren Streaming-Anbieter noch rar gesät, und jeder Entscheidungsträger in Hollywood sagte ab, weil das Westerngenre tot sei.

Acht Jahre später ist exakt das Gegenteil eingetreten: Streaming-Content wird in Hülle und Fülle produziert. Und Oyelowo bekam zu hören, dass aktuell jedermann auf Westernstoffe setze.

Zum Glück traf er zu jenem Zeitpunkt auf Taylor Sheridan, der sein «Yellowstone»-Universum mittlerweile um Spin-offs wie «1883» oder «1923» erweitert hatte. Sheridan betrachtet «Lawmen: Bass Reeves» explizit nicht als «1883»-Spin-off, sondern als eigenständige Serie, die um andere reale Helden der Westernära erweitert werden kann. Das erklärt auch die Verwendung des englischen Plurals «Lawmen» im Serientitel.

Westernfans erwartet eine toll ausgestattete, dramatische und brillant gespielte Schicksalsgeschichte, die sich von Konkurrenzproduktionen nur schon wegen des hochtalentierten Hauptdarstellers David Oyelowo abhebt. Ob als Sklave, U. S. Marshal oder Familienvater – seine darstellerische Leistung sitzt.