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Apple TV+ – «The Studio»

Dussel-Schussels Einschleimorgie

«The Studio»: Eingefleischte Filmfans kommen bei Seth Rogens Comedyserie auf Apple TV+ voll auf ihre Kosten.

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Das riecht nach Zoff: Olivia Wilde (als sie selbst) und Matt Remick (Seth Rogen) zanken sich.

Das riecht nach Zoff: Olivia Wilde (als sie selbst) und Matt Remick (Seth Rogen) zanken sich.

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Simone Reich

Einmal hinter die Kulissen der Traumfabrik Hollywood blicken – dafür gäben viele Filmfans eine Menge Geld aus. Dank der bitterbösen Satire «The Studio» wird dies vom heimischen Sofa aus möglich. Das erfahrene Film- und Serienschöpfer-Duo Seth Rogen und Evan Goldberg schrieb für Apple TV+ eine wahnwitzige Ode an die Filmindustrie und deren Mechanismen.

«Die Leute fragen sich ja, warum so viele schlechte Filme gemacht werden», sagte Rogen in einem Interview. «Doch die Frage ist, wie überhaupt jemals ein guter Film in Hollywood zustande kommt. Das zeigen wir in unserer Serie.»

Und das geht so: Die Continental Studios sind angeschlagen, also setzt ihr Besitzer Griffin Mill (herrlich: Bryan Cranston) die langjährige Chefin Patty Leigh (noch herrlicher: Catherine O’Hara) ab. Den Chefsessel erbt Matt Remick (Seth Rogen), der sein Glück kaum fassen kann. Doch die Probleme beginnen, bevor er das erste Glas Schampus auf die Beförderung exen kann. Mill will nämlich, dass Remick einen Blockbuster über die Brauselimonade Kool-Aid macht. Ein Unterfangen so unsexy wie unkreativ.

Remick ist hin- und hergerissen zwischen dem Druck, kommerziell erfolgreiche Streifen zu produzieren, und dem Wunsch, mehr im «Artsy-fartsy-Bereich» (so formuliert es sein Boss) aktiv zu sein. Für einen künstlerisch wertvollen Film gäbe es halt weniger Kohle, dafür vielleicht einen Oscar. Remicks Versuch, beide Faktoren in einen Film zu packen, ist so haarsträubend genial wie makaber. Er startet eine Einschleim-Orgie, bei der jedem nach dem Mund geredet wird. Ein Nein kommt nie über seine Lippen, und mit jeder Minute schlittert er ungebremster über die spiegelglatten Oberflächlichkeiten Hollywoods.

Die zweite Folge von «The Studio» ist eine der besten: Der neue Studioboss lässt es sich nicht nehmen, beim Filmset vorbeizuschauen, obwohl ihn alle gebeten haben, es nicht zu tun. Auf dem Drehplan steht an diesem Tag ausgerechnet eine One-Take-Szene – also eine, die mit nur einer Kameraeinstellung ohne Schnitt gedreht wird. Was der Dusselschussel Remick dort anrichtet, ist grosser Slapstick. Am Ende der Episode sind alle fix und fertig. Zuschauer inklusive.

Wo, wenn nicht in einer Serie übers Filmemachen, böte es sich mehr an, Stars in Cameo-Auftritten aufkreuzen zu lassen? Rogen und Goldberg füllten das Drehbuch nicht nur mit befreundeten Hollywoodbuddies, sondern wagten sich an die ganz grossen Kaliber wie Regisseur Martin Scorsese (82). «Ich hatte ihn zuvor noch nie getroffen», so Rogen. «Wir konnten kaum glauben, dass er einwilligte, bei uns mitzuspielen!» Scorsese – und auch sein Regie-Kollege Ron Howard! – beweisen nicht nur beachtliches Schauspieltalent, sondern auch eine gigantische Portion Selbstironie.  

Übrigens: Auch Oscarpreisträgerin Charlize Theron («Monster») hat einen Auftritt in «The Studio». Zwar darf sie nur einen einzigen Satz sagen – doch der sitzt! 

The Studio ★★★★☆

Apple TV+ | Comedyserie | 1. Staffel

Mit Seth Rogen, Ike Barinholtz, Catherine O’Hara

USA 2025, ab 26. März 2025

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Von Simone Reich am 20. März 2025 - 19:00 Uhr