Die Erwartungen waren gigantisch. Kein Wunder, denn 2023 wurde mit HBOs «The Last of Us» eines der meistverkauften Playstation-Games überhaupt als Serie veröffentlicht. Neil Druckmannn, der es kreiert hatte, übernahm gleich selbst die Verantwortung, an seiner Seite das Serien-Mastermind Craig Mazin («Chernobyl»).
Die Story war auch für jene, die das Game nicht kannten, reizvoll: «The Last of Us» spielt in einer postapokalyptischen Welt. Vor 20 Jahren hat ein mutierter Cordyceps-Pilz eine Katastrophe ausgelöst. Wer seine Sporen einatmet, wandelt sich zum aggresiven Zombie. Und wer von einem Infizierten gebissen wird, mutiert innerhalb einer Stunde selber zum blutrünstigen Untoten. Die wenigen Überlebenden wohnen in Quarantänezonen, die vom Militär kontrolliert werden.
In so einer Zone lebte in Staffel 1 auch die 14-jährige Ellie (Bella Ramsey; «Game of Thrones»). Sie war die Einzige, die eine Infektion überstanden hatte, ohne zu mutieren. Der Schmuggler Joel (Pedro Pascal) nahm Ellie unter seine Fittiche, um sie aus der Zone zu schleusen. Sie könnte der Schlüssel zur Rettung sein. Was folgte, war eine Odyssee quer durch die USA. Am Ende der ersten Staffel machte Joel einen Rückzieher, als es darum ging, aus Ellies Körper einen Impfstoff herzustellen. Er, der schon seine Tochter verloren hatte, war nicht bereit, die liebgewonnene Ellie zu opfern.
Joels Entscheid, Ellie zu retten und damit auch die Hoffnung auf ein Immunserum gegen eine Cordyceps-Pilz-Infektion aufzugeben, hallt in Staffel 2 nach. Es sind fünf Jahre vergangen, Ellie und Joel haben in der Siedlung Jackson Unterschlupf gefunden. Das Zusammenleben ist schwieriger geworden, Ellies Pubertät und Joels übersteigerter Beschützerinstinkt haben die Beziehung arg strapaziert. Vor dem Virus ist nach wie vor keiner sicher, Jackson gleicht einer Festung, Tag und Nacht wird patrouilliert. Doch es lauern weitere Gefahren: Eine Handvoll Firefly-Rebellen ist auf der Suche nach Joel. Anführerin Abby (Kaitlyn Dever) will Rache, denn Joel hat vor fünf Jahren nicht nur Ellie gerettet, sondern auch ein Blutbad unter den Fireflys angerichtet.
Wir wären Spielverderber, gäben wir hier mehr zur Handlung von Staffel 2 preis. Natürlich gibt es viele, denen schwant, was Joel und Ellie blüht. Schliesslich haben Abertausende das Game gespielt. Tatsächlich halten Neil Druckmann und Craig Mazin an den Erzählsträngen des Spiels fest. Manche Szenen sind dermassen synchron zu jenen im Konsolenspiel, dass man sich die Augen reiben muss. Oder man das Augenwasser kaum zurückhalten kann: Zum Beispiel wenn sich Ellie in Folge 4 auf der Gitarre zu «Take On Me» begleitet, dem Superhit der norwegischen Band A-ha.
Druckmann und Mazin haben sich gleichwohl erlaubt, auch für die Gamer ein paar Überraschungen einzubauen. Wer «The Last of Us» lediglich als Serie kennt, muss sich warm anziehen – und zwar nicht nur, weil in Jackson eisiger Winter herrscht. So fällt wohl einigen in Folge 2 fast die Kinnlade runter – gleich mehrmals. Denn ja, die Clicker sind nach wie vor aktiv. Und ja, Abby und ihre Rebellen spüren Joel tatsächlich auf.
Die zweite Staffel nimmt sich abermals Zeit für ihre Figuren, für Zwischenmenschliches, für Drama. Beim Zuschauen durchlebt man in Rückblenden Ellies Pubertät und macht auch einen Abstecher in Joels Jugend, um die Gegenwart besser zu verstehen. Am Ende bleibt zu hoffen, dass Druckmannn und Mazin eine dritte Staffel nachliefern. Die Geschichte ist einfach zu gut, um jetzt schon zu enden.
Sky Show | Sci-Fi-Dramaserie | 2. Staffel
Mit Bella Ramsey, Pedro Pascal, Kaitlyn Dever, Isabela Merced, Catherine O’Hara
USA/CAN 2025, ab 14. April 2025