Spätestens die Corona-Pandemie hat so manchen Mitmenschen über die Allmacht der Pharmaindustrie sinnieren lassen, in der offenbar längst nicht immer mit koscheren Mitteln operiert wird. Da passt es gut, dass Barry Levinsons Serien-Highlight «Dopesick» nach dem «New York Times»-Bestseller von Beth Macy einen tatsachenbasierten Blick hinter die Kulissen wirft. Nachgezeichnet wird, wie ein Unternehmen die schlimmste Arzneimittelkrise in der Geschichte der USA ausgelöst hat.
Die Serie führt in die Epizentren des US-amerikanischen Kampfes gegen die Opioid-Abhängigkeit – von den Vorstandsetagen der grossen Pharmaunternehmen über eine erschütterte Bergbaugemeinde in Virginia bis in die Vorzimmer der Drogenvollzugsbehörde DEA.
Levinson und sein Autor Danny Strong zeichnen nach, wie sich Oxycontin von den frühen 1980er-Jahren bis in die späten 90er-Jahre von einem harmlosen Schmerzmittel zu einer hochgradig süchtig machenden Substanz entwickelt hat.
So spannend das Thema ist, so brav wird es hier abgehandelt. Während andere pharmakritische Dramen mit deutlich ungehemmter Angriffslust auftrumpfen, erzählen die Filmemacher hier mit angezogener Handbremse.
Dem einstigen Bat- und Birdman Michael Keaton nimmt man die Rolle des reumütigen Hausarztes Dr. Samuel Finnix zwar ab, aber viele andere Figuren bleiben farblos. Von den sechs Hauptdarstellern spielen bloss deren zwei Figuren aus dem wirklichen Leben. So gesehen wäre deutlich mehr möglich gewesen.
Disney+ | Dramaserie | 1. Stf.
Mit Michael Keaton, Peter Sarsgaard, Rosario Dawson
Gegen die Pharmaindustrie ist kein Kraut gewachsen.
USA 2021, ab 12. November 2021