«Diese Rolle ist die Strapazen wert»

Als Billy Bob Thornton zum ersten Mal das Drehbuch für «Landman» las, wusste er sofort: «Ich bin der perfekte Mann für diese Rolle.» Er spielt in der Dramaserie den Krisenmanager einer grossen Ölfirma, der für seinen Boss die Drecksarbeit verrichten muss – im übertragenen wie auch im Wortsinn. «Die Arbeit von Tommy Norris auf den texanischen Ölfeldern ist schmutzig, doch er ist ein Saubermann, der alle fair behandelt. Aber wehe, jemand versucht ihn übers Ohr zu hauen …», warnt Thornton.

«Landman» ist für den Oscarpreisträger ein Comeback nach zweijähriger Dreh-Abstinenz. In dieser Zeit hatte sich der 69-Jährige auf seine zweite grosse Leidenschaft – die Musik – konzentriert und war mit seiner Band The Boxmasters auf Tour. Wieder täglich vor der Kamera zu stehen, fiel dem Star anfangs nicht leicht: «Als Musiker bin ich ein Nachtmensch und Spätaufsteher. Doch wenn ich drehe, muss ich spätestens um vier Uhr morgens aufgestanden sein und früh ins Bett.»

Das Vollzeit-Engagement in der TV-Serie verdankt er einer Gastrolle als US Marshal in der Westernserie «1883». Dessen Erfinder Taylor Sheridan produziert auch «Landman» und bot Thornton die Hauptrolle in seiner neuen Produktion an. Die Serie dreht sich nicht nur um «den härtesten Job der Welt» (O-Ton Norris), sondern auch um die Intrigen texanischer Öl-Millionäre und deren Familien. Wer dahinter den Abklatsch einer Kultserie aus den 80er-Jahren vermutet, dem will Thornton sofort den Zahn ziehen: «Anders als in ‹Dallas› fokussieren wir uns auf das Leben der Ölfeld-Arbeiter, die mit ihrer Knochenarbeit den Reichtum der Öl-Barone erst ermöglichen.»

Norris arbeitet für den schwerreichen Monty Miller (Jon Hamm), dessen Ehefrau Cami (Demi Moore) im Hintergrund die Fäden zieht. Er ist sowohl ein Vorarbeiter als auch Millers rechte Hand, in dessen Namen er Probleme aller Art aus der Welt schaffen muss: «Ich stehe sowohl mit dem Big Boss als auch täglich mit den Arbeitern auf den Ölfeldern im Kontakt. Ich werde gerufen, wenn es Unfälle auf den Ölfeldern gibt, Probleme mit Landbesitzern oder Stress mit Anwälten.»

Thornton verrät, dass seine Figur eine spannende wie turbulente Vergangenheit habe, die nach und nach enthüllt wird: «Ich hätte genauso wie Monty Miller in einer Villa mit 50 Zimmern leben und Milliardär sein können. Doch das Öl-Business ist wie ein Glücksspiel, und selbst Milliardäre können mit einer falschen Entscheidung all ihr Geld verlieren.» Weshalb Tommy Norris in der Show auch ein geschiedener Alkoholiker mit 500 000 Dollar Schulden sei. Mit Ex-Frau Angela (Ali Larter) hat er den mittlerweile erwachsenen Sohn Cooper (Jacob Lofland), der als Ölfeld-Arbeiter in die Fussstapfen seines Vaters getreten ist. Und seine wilde Teenie-Tochter bringt den von väterlichem Beschützerinstinkt getriebenen Norris fast um den Verstand. Als Vater kennt Thornton dieses Gefühl auch privat sehr gut. «Meine Tochter ist mein Ein und Alles. Sie hat mir alle Ängste mitgegeben, die ich für die Rolle als Vater brauche», lacht er.

Die Dreharbeiten in der extremen Hitze von Texas waren für den Hollywood-Veteranen hart. Thornton erinnert sich gut an den Tag, an dem er seine Rollenzusage echt hinterfragte: «Ich musste über den kochend heissen Wüstenboden zu meinem Jeep sprinten und dachte nur: Bist du eigentlich irre, dir das als Mann in den 60ern noch anzutun?›» Und gibt sich die Antwort gleich selbst: «Diese Rolle ist es wert!»