Seit gut 20 Jahren treibt ein unscheinbarer Mörder in den USA sein Unwesen: Fentanyl. Das künstlich hergestellte Opioid gehört zu den stärksten Schmerzmitteln überhaupt – es ist hundertmal stärker als Morphin. Dass es auch als Rauschmittel eingesetzt wird, liegt auf der Hand. Heute sind Millionen Amerikaner suchtkrank, jährlich sterben mehrere Zehntausend an den Folgen des Fentanyl-Missbrauchs.
Die sogenannte Opioid-Krise begann bereits 1996, als das Schmerzmittel Oxycontin als harmloses Wundermittel gefeiert wurde und den US-Markt eroberte. Dass das vielgepriesene Medikament alles andere als unbedenklich ist, erzählt Netflix in der sechsteiligen Miniserie «Painkiller». Es ist eine teils fiktionalisierte Nacherzählung über die Ursprünge und Konsequenzen der Opioid-Krise.
Richard Sackler (Matthew Broderick, «Ferris macht blau»), Chef des Arzneimittel-Herstellers Purdue Pharma, will sein neues Schmerzmittel Oxycontin zum Marktführer machen. Doch bald stellt sich heraus, dass das Mittel brandgefährlich ist und stark abhängig macht. Ermittlerin Edie (Uzo Aduba) beginnt gegen Sackler und seine Pharmafirma vorzugehen. Ein Katz-und-Maus-Spiel entbrennt.
Doch die Serie erzählt nicht nur vom Pharmaboss, sondern auch von den Süchtigen, den Vertriebsmitarbeitenden und jenen, die Sackler grosszügig dafür entlöhnte, dass sie die Ärzte überzeugten, möglichst oft ihre schnell süchtig machenden Medikamente auf ein Rezeptblock zu kritzeln. Und die Götter in Weiss kennen das Abhängigkeitspotenzial von Oxycodon.
«Painkiller» basiert auf einem Sachbuch und einem im «New York Magazine» erschienenen Artikel. Als ausführender Produzent fungiert ein Mann, der sich mit Drogen auskennt: Eric Newman war Showrunner von «Narcos» und «Narcos: Mexico».
Er betont die Relevanz des Erzählens der Geschichte über den Ursprung der Opioid-Krise. Einer Tragödie, die vor Jahrzehnten ihren Lauf nahm und sich zu einer der schlimmsten Krisen im öffentlichen Gesundheitswesen entwickelte: «Im Gegensatz zu anderen Drogenepidemien begann diese nicht in illegalen Labors und mit Schmuggel, sondern sozusagen auf Rezept – verschrieben von Ärzten und genehmigt durch die Aufsichtsbehörden.» Als Wundermittel angepriesen und vermarktet worden sei die Droge dann von einem Pharmakonzern, der durch Betrug und Vertrauensmissbrauch Millionengewinne erwirtschaftete, so Newman.
Die echte Familie Sackler wollte später ihren Namen mit guten Taten und Spenden reinwaschen. Doch ihr Ruf eilte der Milliardärsfamilie stets voraus. 2019 meldete der von Richard Sackler geführte Konzern Insolvenz an. 2020 bekannte sich Purdue schuldig, wissentlich Menschen in die Sucht getrieben zu haben.
Netflix | Miniserie
Mit Matthew Broderick, Uzo Aduba, West Duchovny, Dina Shihabi
USA 2023, ab 10. August 2023