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Netflix – «3 Body Problem»

Das Ende ist nah ... in 400 Jahren

Die Macher hinter «Game of Thrones» knöpften sich den chinesischen Bestsellerroman «3 Body Problem» vor.

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Jin (Jess Hong) und Jack (John Bradley) gelangen in eine virtuelle Spielwelt.

Jin (Jess Hong) und Jack (John Bradley) gelangen in eine virtuelle Spielwelt.

ED MILLER/NETFLIX
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Marco Spiess

Streaming-Klasse aufgepasst! Wie der englische Titel andeutet, geht es um das Dreikörperproblem. Die (unlösbare) Frage, wie drei oder mehr Himmelskörper aufeinander einwirken. Knallharte Physik. Doch «3 Body Problem» hört da nicht auf. Glaube, Philosophie und Biologie kommen hinzu. Dass auf dieser Basis ein weltweiter Bestsellerroman entstehen konnte, liegt daran, dass der chinesische Autor Liu Cixin alles in eine packende Sci-Fi-Geschichte wickelte.

Nun wagt sich Netflix an eine Serienadaption. Dass sich über die Jahre viele in Hollywood für den Roman interessierten, zeigt sich schon an der Fülle der Produzenten. Zu ihnen gehören neben Brad Pitt und Rosamund Pike auch Regisseur Rian Johnson («Glass Onion»). Doch als Showrunner kam letztendlich das Duo hinter «Game of Thrones» zum Zug: David Benioff und D. B. Weiss. Sie knöpften sich den ersten Teil von Liu Cixins Trilogie sowie ein paar Elemente aus dem zweiten Buch vor.

Die Geschichte machten sie internationaler – beliessen die Ursprünge aber in China. So muss die junge Ye Wenjie (Zine Tseng) im Jahr 1965 während der Kulturrevolution zusehen, wie ihr Vater öffentlich totgeprügelt wird, nur weil er Physiker ist und seine Ideen als konterrevolutionär angesehen werden. Als Wissenschaftlerin und Dissidententochter ist natürlich auch Wenjie ein Problem und wandert bald in ein Arbeitslager in der inneren Mongolei. Von dort aus wird sie jedoch von der Regierung rekrutiert: für die Arbeit mit einem riesigen Teleskop.

Jahre später in der Gegenwart stehen Wissenschaftler erneut auf der Abschussliste. Ein Polizist (Benedict Wong) untersucht in England mehrere Unfälle und Suizide, auf die er sich keinen Reim machen kann. Besonders viele Opfer sind im Umfeld der Forscher Jin Cheng (Jess Hong), Auggie Salazar (Eiza González) und Saul Durand (Jovan Adepo) zu beklagen. Nun scheint auch Auggie ins Visier zu geraten, denn die Nanotechnologie-Forscherin bekommt einen Countdown direkt auf ihre Netzhaut projiziert.

Ein Countdown wofür? Und von wem? Diese Fragen werden zwar recht zügig aufgelöst, doch trotzdem bewahren die ersten vier Folgen ein ungeheures Gefühl des Staunens. Man möchte mehr erfahren über die Bedrohung, die «3 Body  Problem» geschickt in die ferne Zukunft legt. Ohne schon zu viel zu verraten: Es wird 400 Jahre dauern, bis die Menschheit mit ihrer Zerstörung konfrontiert wird. Wie bereitet sie sich darauf vor? Wie können sich Menschen überhaupt auf etwas einigen, wenn die jüngere Vergangenheit gezeigt hat, dass global relevante Bedrohungen wie Klimawandel oder Pandemie ganze Gesellschaften spalten?

Die Serie wirft diese Fragen im Vorbeigehen immer wieder auf, erzählt aber im Kern zielgerichtet ihre fesselnde Geschichte mit einigen famosen Szenen und einem abwechslungsreichen Figurenkarussell. Für dieses übernahmen Benioff & Weiss auch ein paar Darsteller aus «Game of Thrones». So spielt John Bradley einen reichen Kumpel der Wissenschaftler-Clique, Liam Cunningham führt den Widerstand der Menschen an, während Jonathan Pryce seinen Widersacher gibt.

Die meisten ihrer besten Momente haben sie in der ersten Staffelhälfte: angefangen mit dem Erkennen der Bedrohung über ein mysteriöses Spiel in einer virtuellen Welt bis hin zu einer heftigen Szene auf einem Schiff. Danach flacht die Serie zwar etwas ab, um sich ein paar persönlichen Dramen zu widmen. Doch zum Ende wird man trotzdem mit dem Verlangen nach mehr entlassen: Staffel zwei muss her!

3 Body Problem ★★★★☆

Netflix | Sci-Fi-Serie | 1. Staffel

Mit Eiza González, Rosalind Chao, Benedict Wong

Ab 21. März 2023

Von Marco Spiess am 20. März 2024 - 18:00 Uhr