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Prime Video – «Perfekt verpasst»

«Comedy kann alles, muss aber nichts»

«Perfekt verpasst» ist die erste fiktionale Serie von und mit Anke Engelke und Bastian Pastewka. Die Krux dabei verrät der Titel: Die beiden verpassen sich stets um Haaresbreite.

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Maria (Anke Engelke) und Ralf (Bastian Pastewka, nicht im Bild) wären das perfekte Paar. Wenn sie sich doch nur kennen würden …

Maria (Anke Engelke) und Ralf (Bastian Pastewka, logischerweise nicht im selben Bild) wären das perfekte Paar. Wenn sie sich doch nur kennen würden …

Prime Video
TELE
Mischa Christen

Maria und Ralf stecken fest. Im Alltag, im Beruf und in der Liebe. Eigentlich wären sie das perfekte Paar. Doch obwohl sie im selben überschaubaren Städtchen wohnen, sind sie sich noch nie begegnet, ja sie verpassen sich sogar stets ganz knapp. Das ist die Ausgangslage und das Humorkonzept der Comedyserie «Perfekt verpasst» auf Prime Video. Anke Engelke (58) und Bastian Pastewka (52) waren die Ideengeber der Serie und besetzen auch gleich die Hauptrollen.

Im Gespräch mit tele.ch verraten sie, wie es zur Zusammenarbeit kam, wie es war, mit Sabine Boss zu arbeiten, und wie sie in woken Zeiten mit Humor umgehen.

Tele.ch: «Perfekt verpasst» ist Ihre erste gemeinsame fiktionale Serie. Wieso hat das so lange gedauert?

Bastian Pastewka: Das wissen wir rückblickend selber nicht. In den 2000ern und 2010ern waren wir beide mit eigenen Projekten beschäftigt. Anke etwa mit «Ladykracher», ich mit «Pastewka». Und auch wenn sich unsere Wege immer wieder kreuzten, kam es nie dazu. 2020 war dann die Zeit endlich reif. Doch dann kam uns erst mal die Pandemie in die Quere.

Bei der Hälfte der Folgen führte die Schweizerin Sabine Boss Regie. Wie war die Arbeit mit ihr?

Pastewka: Wunderbar! Sabine hat früher mal eine Folge «Hotel Heidelberg» gedreht. Und wer so etwas tut, kann kein schlechter Mensch sein. Wir hatten wirklich eine gute Zeit miteinander. Das Tollste war für mich, dass mir Sabine immer kleine Schokoladenleckerli mitbrachte. Natürlich auch, um mich bei Laune zu halten. Wer also feststellt, dass ich von Folge zu Folge zulege, weiss: Das war die Schoggi von Sabine aus der Schweiz.

Sie waren beide Teil des Writers’ Room. Nun leben wir in einer Zeit, in der Rücksicht auf Minderheiten verlangt wird. Stichwort Wokeness. Mussten Sie jede Pointe sezieren und prüfen, ehe …?

Anke Engelke: … nein! Entschuldigung, dass ich da gleich reingrätsche. Natürlich ist es schön, wenn wir uns anderen Menschen gegenüber öffnen und auf ihre Bedürfnisse und Lebenssituationen achten. Aber niemand zwingt uns zu irgendwas. Jeder und jede entscheidet für sich, ob er oder sie rassistisch, homophob oder misogyn ist. Comedy kann alles, muss aber nichts. Es ist ratsam, nach Möglichkeiten zu suchen, nicht nach Verboten.

Pastewka: So ist es. Relevant ist doch, dass man darauf achtet, was uns die Künstlerin oder der Künstler mitteilen will. Nicht, wie was in die jeweilige Zeit passt. Wenn man nur Witze reisst, die gerade gefragt sind, dann beschneidet man sich selber maximal. Zugleich ist die politische Inkorrektheit, die man sich oft wünscht, kein Freibrief für schlechtes Benehmen.

Und warum distanzieren Sie sich mittlerweile von «Ricky», Ihrer Parodie auf die ehemalige «Tic Tac Toe»-Sängerin, Frau Engelke?

Engelke: Weil auch ich dazulerne. Und weil ich weiss, dass die persönliche Freiheit da aufhört, wo sie die eines anderen Menschen einschränkt. Im Fall von Ricky ist es so, dass die Sängerin Ricarda Wältken mir sagte, sie fühle sich von meiner Parodie verletzt. Da war für mich klar: Selbst wenn Leute diese Parodie lustig finden, wenn Ricarda sie ablehnt, dann mache ich sie nicht mehr.

Zurzeit toben zwei Kriege in Europa. Bleibt einem angesichts dieser Tatsache auch mal der Humor im Hals stecken, oder haben wir ihn gerade jetzt nötiger denn je?

Engelke: Das wird man immer gefragt, wenn man humoristisches Terrain betritt. Wir wurden das schon zu «Wochenshow»-Zeiten gefragt. Und ich gehe fest davon aus, dass auch Loriot, Karl Valentin und den Jungs von Monty Python diese Frage wiederholt gestellt wurde. Meine Antwort ist: Es ist immer Zeit für Humor. Immer, immer. Es gibt aber auch Zeiten, in denen man mal nicht lustig ist, sondern einander zuhört, nachdenkt oder neu denkt. Genauso ist es immer angebracht, humorvoll mit Situationen umzugehen. Ich persönlich entscheide immer mit Herz und Verstand, was wann angebracht ist.

Zurück zu «Perfekt verpasst». Wie üblich veröffentlicht Prime Video die gesamte Staffel auf einmal. Ist es für Sie nicht frustrierend, dass man an einem Tag schauen kann, wofür Sie über Jahre so viel Zeit und Herzblut reingesteckt haben?

Pastewka: Da haben Sie recht. Tatsächlich kann man in vier Stunden weggucken, wofür wir mit Vorbereitung, Entwicklung, Dreh und Schnitt vier Jahre benötigten. In der Tat ein spannendes Verhältnis. Aus Nutzersicht muss ich aber zugeben, dass ich es liebe, wenn die Inhalte bei den Streamingdiensten, aber auch in den Mediatheken vieler TV-Sender online stehen und ich frei entscheiden kann, wann ich was und wie lange schaue.

Engelke: Ich finde Serien schauen auch super. Aber das ändert nichts an meiner Leidenschaft fürs Theater, fürs Kino und für die Oper. Die haben mein Geld auch verdient.

Apropos Geld: Was haben Sie für eine Beziehung zur Schweiz?

Engelke: Ich bin ein grosser Fan der Schweiz: die Rose d’Or in Montreux, die Kunststadt Basel mit Tinguely oder das Kaufleuten in Zürich. Ich war schon für Lesungen in der Schweiz, habe das Land aber auch schon oft als Touristin besucht. Ich liebe die Schweiz. Und du, Basti?

Pastewka: Ich kenne Land und Leute leider viel zu wenig. Ich habe mal zusammen mit Olli Dittrich im Häbse-Theater in Basel gespielt. Den Namen habe ich mir gemerkt, weil ich ihn lustig fand. Also Häbse, nicht Olli. Den kannte ich schon.

Perfekt verpasst ★★★★☆

Prime Video | Comedyserie | 1. Staffel

Mit Anke Engelke, Bastian Pastewka, Fritzi Haberlandt

D 2024, ab 15. August 2024

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Mischa ChristenMehr erfahren
Von Mischa Christen am 14. August 2024 - 17:30 Uhr