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Netflix

Bridgerton – Ladies, Lust und Laster

Ränke, Lügen, Intrigen, Irrungen und Wirrungen – das und ganz viel Liebe bietet die Romantikserie «Bridgerton».

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BRIDGERTON (L to R) NICOLA COUGHLAN as PENELOPE FEATHERINGTON, POLLY WALKER as PORTIA FEATHERINGTON, HARRIET CAINS as PHILLIPA FEATHERINGTON, BEN MILLER as LORD FEATHERINGTON and BESSIE CARTER as PRUDENCE FEATHERINGTON in episode 102 of BRIDGERTON Cr. LIAM DANIEL/NETFLIX © 2020

Augen auf und schauen, was andere treiben: Das tun auch Lady Portia (M.) und ihre Töchter.

LIAM DANIEL/NETFLIX

London im Lenz ums Jahr 1800 ist ein einzig Farbenmeer. Erblüht sind auch die Töchter aus bestem Haus und bereit, gepflückt zu werden. Gut, beginnt mit dem Frühling die neue Heiratssaison!

Unter den Debütantinnen ist Daphne (Phoebe Dynevor), die älteste Tochter von Violet Bridgerton. Erklärtes Ziel der angesehenen Witwe: die scheue Schöne an den richtigen Mann zu bringen.

Doch Daphne strebt eine Liebesheirat an, stets den mütterlichen Rat «heirate den Mann, der dein bester Freund ist» im Ohr. Nur: Seit dem Tod des Vaters ist ihr ältester Bruder das Familienoberhaupt und nicht allen Bewerbern wohlgesinnt, die Angelegenheit also kompliziert.

Dann betritt auch noch der Duke of Hastings (Regé-Jean Page) das Parkett und ist – nicht heiratswillig. Egal, denn sowohl er als auch Daphne bekunden Desinteresse; die Anziehung ist indes unübersehbar. Jane Austen lässt grüssen: Zwei füreinander wie geschaffen, nur wissen sie’s (noch) nicht. Um die Society ruhigzustellen, tun sie sich zusammen, irgendwie. Doch können sie auch die anonyme Klatschfeder täuschen?

Denn was auch immer geschieht, die geheimnisvolle Erzählerin sieht und hört alles («Gossip Girl» lässt grüssen), publiziert es in ihren skandalösen Society Papers. Scharfzüngig und schonungslos kommentiert besagte Lady Whistledown das Geschehen, macht Intimstes publik.

Es ist eine Zeit, in der Frauen dekorativ und tugendhaft im Salon sitzen. Stickend, musizierend, konversierend oder, von allen beäugt, promenierend – stets darauf bedacht, nicht kompromittiert zu werden.

Was oft gelingt, sind die Männer doch Gentlemen. Doch unter manch engem Korsett brodelt es. Wehe der, die sich hingibt: Nicht mal wallende Empireroben kaschieren alles.

Mit «Bridgerton» macht Netflix seinem (weiblichen) Publikum ein tolles Weihnachtsgeschenk. Wessen Herz für romantische Storys schlägt, dessen Bedürfnisse werden gestillt: Freundschaft, Intrigen, Liebe – klug erzählt, opulent inszeniert. Die Serie ist angelehnt an die acht (in 32 Sprachen übersetzten) «Bridgerton»-Romane von Julia Quinn: 10 Mio. verkaufte Exemplare allein in den USA – eine sichere Sache also für Netflix.

Besetzt ist der amüsante Liebesreigen fast ausschliesslich mit unbekannten, meist ungemein attraktiven Menschen. Bekannt klingt dafür die englische Stimme von Lady Whistledown: Es ist Dame Julie Andrews, die voller Süffisanz die mysteriöse Erzählerin gibt.

Keine Unbekannte ist auch die Frau hinter der Serie: Erstmals hat Shonda Rhimes für Netflix produziert. Und die Erfolgsgarantin weiss, was gefällt.

Bisweilen ist «Bridgerton» zwar arg überzeichnet, insbesondere die Figur der Queen, aber die wunderbar kitschige Kulisse lässt das rasch vergessen. Auch die Ausstattung ist üppig wie die wogenden Décolletés der Damen – und wer grosse Gefühle, kunstvolle Dialoge und Tanzszenen liebt, kommt voll auf seine Kosten.

Zwar spielt die Handlung vor 200 Jahren, gestreamt wird «Bridgerton» aber heute. So ist Königin Charlotte dunkelhäutig, eine Inderin tanzt anachronistisch mit einem Rasta Man.

Auch sind Daphne & Co. emanzipierter, als höhere Töchter es seinerzeit waren. «Du weisst nicht, was es heisst, eine Frau zu sein, ich wurde nur dazu erzogen, zu heiraten», das hätte wohl keine zu sagen gewagt.

Doch dies nur ein Detail am blumig dekorierten Rande.

Bridgerton ★★★★☆

Netflix | Romantikserie | 1. Staffel | USA 2020

Mit: Phoebe Dynevor, Regé-Jean Page, Jonathan Bayley, Nicola Coughlan, Ben Miller u. a.

Romantisches, äusserst stimmiges Sittengemälde

ab 25. Dezember

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Miriam ZollingerMehr erfahren
Von Miriam Zollinger am 27. November 2020 - 07:09 Uhr