Eine Serie über den beliebten Kopfgeldjäger Boba Fett? Wohl eher «The Mandalorian – Staffel 2.5»: Die besten Folgen der neusten Serie aus dem «Star Wars»-Kosmos drehen sich um Mando, Grogu alias Baby Yoda und den verblüffend digital hergerichteten Luke Skywalker. Fetts Story dagegen kommt kaum in Gang.
In Rückblenden offerieren die Macher um Jon Favreau, Dave Filoni und Robert Rodriguez noch eine interessante Interpretation von «Der mit dem Wolf tanzt», wenn Fett bei den vermeintlich wilden Tusken-Sandleuten ein neues Zuhause findet. Und auch sonst gibt es ansehnliche Western-Anspielungen, mehr noch als bei «The Mandalorian». Dass die Tricks spektakulär gut sind, versteht sich auch von selbst.
Aber Fetts Aufbau einer Machtstruktur auf Tatooine? Mit Hilfe von jungen Schnöseln auf farbenfrohen Bikes? Das ist nicht packend genug, geht nie tief genug. Und dies merkten wohl auch Favreau, Rodriguez & Co., denn sie karren allerlei Bekanntes herbei. Erinnert ihr noch an Jabba den Hutten? Hier habt ihr neue Hutten. Kennt ihr Wookies? Hier ein Wookie. Eine Bar wie im Ur-«Star Wars»? Hier nehmt. Ja sogar ein Rancor wie in Episode VI ist zurück.
Da offenbart sich einmal mehr ein Grundproblem der neuen «Star Wars»-Produktionen: Wenn immer die kreativen Köpfe sich etwas zu weit aus dem Fenster wagen, gibt es Gegensteuer von gut organisierten Fangruppen. Man kann ja von dem spektakulär inszenierten «Die letzten Jedi» halten was man will, aber in Amerika vereinnahmten rechte Kreise gnadenlos die Unzufriedenheit mit dem Film, um hunderte von Entrüstungs-Videos auf Youtube aus dem Boden zu stampfen. Dies hat den Weg bereitet für ein lukratives Geschäftsmodell: Die Nostalgie der Fans nutzen, um gegen Hollywood zu wettern und am besten noch gegen vermeintlich böse Einflüsse.
Offiziell liess sich Disney davon nicht beeinflussen, doch schon «Der Aufstieg Skywalkers» zeigte danach, dass man lieber auf Nummer sicher ging (und einen deutlich schwächeren Film in Kauf nahm). «The Mandalorian» machte dasselbe, aber brachte immerhin genügend neue Ideen hinzu, und nicht zuletzt den niedlichen Grogu.
«Das Buch von Boba Fett» nun ist fast nur noch Nostalgie. In den zwei Folgen, die am besten ankamen (und in denen Boba Fett eben gar nicht vorkommt), gibt es ein Wiedersehen mit Grogu, Luke und Ahsoka Tano. Jeder Fan bekommt Herzklopfen, das geht gar nicht anders. Doch das schale Gefühl bleibt danach, dass man keine Handlung erzählt bekam, sondern lediglich Fan-Träume erfüllt wurden. Wenn bei «Star Wars»-Geschichten nur die Vergangenheit zählt, haben sie keine Zukunft. Ob diese Lehren aus «Das Buch von Boba Fett» gezogen werden, muss sich weisen.
Disney+ | Sci-Fi-Serie | 1. Staffel
USA 2022, seit 29. Dezember 2021 wöchentlich