So einig waren sich Konsument und Kritiker selten, wenn’s darum ging, einer TV-Serie Lob zu zollen: In «Breaking Bad» (2008–2013) spielte Bryan Cranston den lungenkrebskranken Walter White, der im US-Bundesstaat New Mexico die Droge Crystal Meth produziert, um seine Familie nach seinem Ableben finanziell abzusichern. Dabei manövrierte sich der Chemielehrer immer tiefer in die Kriminalität und den sozialen Morast.
Das aus fünf Staffeln bestehende Werk zählt heute zu den erfolgreichsten TV-Serien aller Zeiten. Doch was soll man tun, wenn diese zu Ende erzählt ist, man aber einen Fortsetzungshit drehen will, obwohl praktisch sämtliche Hauptfiguren tot sind? Man dreht ein Prequel! Und so erblickte 2015 «Better Call Saul» das Licht der Serienwelt.
Der Plot setzt sechs Jahre vor «Breaking Bad» ein und pickt eine beliebte Figur aus der Mutterserie raus: Die Geschichte erzählt im Wesentlichen, wie sich Saul Goodman (Bob Odenkirk) zum windigen, kriminellen Anwalt wandelt. Saul heisst zu Beginn noch Jimmy McGill und ist ein unbedeutender Advokat, der sich mehr schlecht als recht durch den Paragraphendschungel der US-Justiz wurstelt. Staffel für Staffel gesellen sich dann die diversen Figuren aus «Breaking Bad» zum Geschehen.
In der mittlerweile 5. Staffel angekommen, wechselte Jimmy definitiv auf die dunkle Seite der Macht: Sein unlauteres Geschäftsgebaren hilft nicht mehr nur unbescholtenen Bürgern aus der Klemme. Da der Erzählstrang sich kontinuierlich in Richtung «Breaking Bad» weiterentwickelt, traten endlich auch Dean Norris als sprücheklopfender Hank Schrader von der Drogenvollzugsbehörde DEA und sein Kollege Steven Gomez (Steven Michael Quezada) in Erscheinung.
Ganz so viele Lorbeeren wie die Mutterserie erntet «Better Call Saul» von der «Breaking Bad»-Gemeinde nicht, was wohl hauptsächlich auf das bisweilen stark entschleunigte Tempo zurückzuführen ist.
Man nimmt sich wiederholt sehr viel Zeit, um vermeintlich belanglose Themen abzuhandeln. Doch der gewiefte Beobachter erkennt die Raffinesse und die Relevanz dieser Szenen.
Die 6. Staffel ist in Produktion und für 2022 geplant. Sie wird die letzte sein. Denn danach hat man die Mutterserie eingeholt.
Was nach dem grossen Showdown von «Breaking Bad» passierte, erzählt übrigens der Spielfilm «El Camino» (2019), der ebenfalls bei Netflix zu finden ist. Dieser konnte die hohen Erwartungen allerdings nicht erfüllen.
Netflix; 5. Staffel, USA 2020
Mit Bob Odenkirk, Rhea Seehorn, Jonathan Banks u. a. Idee: Vince Gilligan, Peter Gould.
Ausgeklügelte und spannende Charakterstudie
Dramaserie