Beamte unter Zeitdruck

Übersättigt vom Multiversum? Mittlerweile hüpfen ja in jeder Produktion aus dem Hause Marvel die Helden und Heldinnen durch verschiedene Universen, als wär’s alltäglich. Comic-Kenner jubilieren, doch so mancher Durchschnittsfan muss nun Buch führen, um die Übersicht über die Realitäten, Zeiten und Figuren nicht zu verlieren.

Mitschuld hat Loki. Zwar haben schon andere Helden des Marvel-Universums MCU mit den Dimensionen gespielt, aber erst die Serie um den Gott des Schabernacks hat sich vollumfänglich dem Thema gewidmet. Das war 2021 – und nun wird es Zeit, Lokis Eskapaden in Raum und Zeit weiterzuspinnen.

Im Finale der letzten Staffel tötete Lokis weibliche Variante Sylvie (Sophia Di Martino) den Zeithüter namens Jener-der-bleibt (Jonathan Majors). Dadurch spalteten sich die Zeitlinien in etliche Universen auf. Das öffnete auch Tür und Tor für weniger nette Varianten des Zeithüters, namentlich für Kang den Eroberer (auch Majors), den Oberbösewicht der nächsten Marvel-Phase.

Es gibt also viel aufzuräumen für Loki und seinen Kumpel Mobius (Owen Wilson) von der TVA, jener superbürokratischen Organisation, die dafür gesorgt hat, dass Zeit und Dimensionen nicht völlig im Chaos versinken.

Da ein solcher Kraftakt mehr Mitstreiter braucht, ist neu Ke Huy Quan an Bord, der schon in seiner oscargekrönten Rolle in «Everything Everywhere All at Once» mit einem Multiversum in Kontakt kam. Hier nun spielt er den TVA-Nerd O. B., der weiss, dass Loki an einer «Zeitzerrung» leidet. Sprich: Er wird unkontrolliert zwischen verschiedenen Zeitebenen herumgespickt. Das erlaubt ihm nicht nur, die Spur von Kang aufzunehmen, sondern auch, in zeitgerechte Kostüme zu schlüpfen.

Produzent Kevin R. Wright erklärte, dass sie so die Verrücktheit der Serie noch weitertreiben, aber die Freundschaft zwischen Loki und Mobius nicht aus den Augen verlieren wollen. Für Loki steht viel auf dem Spiel, dasselbe gilt jedoch auch für Marvel selbst. Der Motor der Hitfabrik stotterte zuletzt, Filme fielen durch, Serien liefen schlecht. Der Verdacht liegt nahe, dass sich eine Übersättigung eingestellt hat.

Da «Loki» beliebt ist und die neue Staffel mehr vom selben verspricht, scheint es eine sichere Karte für Marvel zu sein. Und eine wichtige: Es gilt nicht nur Fans zurückzugewinnen, sondern Kang der Eroberer muss auch bis zum Doppel-Finale mit «Kang Dynasty» und «Secret Wars» (frühestens 2025/26) als Gegner im Stil von Thanos aufgebaut werden. Wenn das nicht funktioniert, drohen weitere Flops, die sich Marvel (und das Mutterhaus Disney) schlicht nicht leisten können.