Um die Jahrtausendwende wollten Steven Spielberg und Tom Hanks so realistisch wie möglich darstellen, was es hiess, im 2. Weltkrieg zu dienen. Angestachelt wurden sie durch den Erfolg von Spielbergs «Der Soldat James Ryan» (1999), bei dem Hanks die Hauptrolle spielte. Die gnadenlos realistische Anfangssequenz jenes Meisterwerks vergisst man nicht so schnell. Das Kriegsdrama zog eine ganze Reihe von Filmen nach sich, die möglichst nahe bei den Soldaten an die Front gingen – von Ridley Scotts «Black Hawk Down» mit seiner Hinein-ins-Gewühl-Kamera bis «1917», der die Gräuel ohne sichtbaren Cut ablaufen liess.
Spielberg und Hanks gingen einen etwas anderen Weg. Zum einen folgte ihre Geschichte einer ganzen Kompanie. Und zum anderen wurde es eine Miniserie, kein Film: «Band of Brothers» war geboren.
Als Grundlage dienten die Berichte und Memoiren aus der «Easy Company», die der Historiker Stephen E. Ambrose zu einem Sachbuch verarbeitete. Gezeigt werden verschiedenste Mitglieder der Easy Company, vom Training über die Front bis zum Kriegsende.
Einen Teil des Realismus-Gebots löst die Serie schon damit ein, dass jede der zehn Folgen mit Interviews beginnt: Die noch lebenden Soldaten aus der Easy Company erzählen von ihren Erlebnissen.
Wir erfahren so von der Ausbildung im Camp in Georgia, wo der unfähige Captain Sobel (David Schwimmer) seine Männer schikanierte. Die Easy Company wird im September 1943 nach England verfrachtet, wo die Vorbereitungen für den D-Day laufen. Nun realisieren auch die Vorgesetzten, wie unfähig Sobel ist, und versetzen ihn. Beim D-Day stirbt der neue Kommandant, was den Weg frei macht für Major Richard D. Winters (Damian Lewis), der bei seinen Männern beliebt ist.
Weiter geht’s durch Frankreich, durch Belgien, durch Deutschland. Und immer wieder wird nicht nur die Geschichte der Kompanie, sondern auch ihrer einzelnen Soldaten aufgerollt. Manche tauchen nur als Nebenfiguren auf, andere rücken sporadisch in den Vordergrund.
Erstaunlich auch, welche heute bekannten Schauspieler diese eher kleineren Rollen besetzen. So hatten Tom Hardy und Michael Fassbender in der Serie ihren allerersten Auftritt. Und auch James McAvoy, Simon Pegg, Jimmy Fallon, Dominic Cooper, Andrew Scott standen eher am Anfang ihrer Karrieren. Ja sogar unser Anatole Taubman guckt vorbei: in einer der besten Episoden der Serie, in der die Company auf das KZ Kaufering stösst.
Einen einzelnen Hauptdarsteller indes kann man nicht ausmachen: Es geht um die Kompanie. Mal dominiert Damian Lewis als sympathischer Leader die Episode, eine andere geht an Donnie Wahlberg, der die Truppe zusammenhält.
«Band of Brothers» holt starke Szenen aus den zwischenmenschlichen Beziehungen heraus. Doch war es damals auch die teuerste Serie überhaupt mit einem noch heute stattlichen Budget von 125 Mio. Dollar. Das heisst, dass auch klassische Kriegs-film-Action nicht zu kurz kommt.
Etwa die Luftschlacht während dem D-Day oder die Belagerung von Bastogne, bei der ein halber Wald weggeschossen wird. Spektakel trifft auf Realismus trifft auf persönliche Dramen. Das kam an: «Band of Brothers» wurde schon bei seiner Veröffentlichung gefeiert.
In den folgenden Jahren hat sich dieser Status verfestigt und die Serie ging als eine der besten in die Fernsehgeschichte ein.
Nicht nur das: «Band of Brothers» war mit «Die Sopranos» und «The Wire» mitverantwortlich dafür, dass der Sender HBO Miniserien und Serien als Prestigeobjekte wahrnahm und immer mehr Aufwand betrieb. Lange bevor Netflix 2007 in den Markt einstieg.
Sky Show | Miniserie
Mit Damian Lewis, Ron Livingston, Donnie Wahlberg, Neal McDonough, Dexter Fletcher
Packendes, glaubhaftes Plädoyer für Mut und Freundschaft
USA 2001, verfügbar