Die Schlussstaffel von «Atypical» ist dramaturgisch kein grosser Wurf und orientiert sich am bekannten Schema F. Doch diese leicht spürbare Uninspiriertheit stört nicht im Geringsten. Dies liegt vor allem daran, dass die Grundstimmung enorm herzlich ist und die Inszenierung auf kurzweilige Weise zwischen den Charakteren hin und her wechselt. Zudem beinhalten die Dialoge immer wieder unerwartet witzige Schlagfertigkeiten.
Im Zentrum steht Sam (Keir Gilchrist), der sich in den Kopf gesetzt hat, das Studium zu unterbrechen und in die Antarktis zu reisen. Während er mit den Vorbereitungen beschäftigt ist, erkrankt sein bester Freund und Mitbewohner Zahid (Nik Dodani) an Hodenkrebs.
Derweil verliert Sams Papa Doug (Michael Rapaport) seinen langjährigen Arbeitspartner, und Helikoptermutter Elsa (Jennifer Jason Leigh) übt sich darin, ihre Kinder ziehen zu lassen.
Seiner Schwester Casey (Brigette Lundy-Paine) wächst alles über den Kopf: Die schulischen Leistungen leiden unter dem verstärkten Fokus aufs Training. Daneben möchte sie so viel Zeit wie möglich mit ihrer Freundin Izzie (Fivel Stewart) verbringen, die gerade in einer rebellischen Phase zu stecken scheint.
Sexualität, Krankheit, Tod, Überbehütetsein, Aufbruch: An Themen mangelt es dem Schlussspurt von «Atypical» definitiv nicht. Da besteht das Risiko, dass diese etwas zu oberflächlich abgehandelt werden. Doch die Kommentare aus dem Off verleihen den Themen die nötige Tiefe.
Auch Sams Autismus bleibt ein zentrales Element, das unaufdringlich in die Story eingeflochten wird. Und gerade die letzte Staffel zeigt, worum es bei «Atypical» eigentlich geht: um die alltäglichen Herausforderungen einer Familie und ihrem Umfeld – etwas, mit dem sich wohl alle identifizieren können.
Netflix | Dramedyserie | 4. Staffel
Mit Keir Gilchrist, Jennifer Jason Leigh, Brigette Lundy-Paine; Showrunner: Robia Rashid
Unaufgeregtes und lebensbejahendes Ende mit viel Herz
USA 2021, verfügbar