Eben noch war alles perfekt: James Whitehouse (Rupert Friend) ist Minister und Vertrauter des Premierministers, er ist seiner Frau Sophie (Sienna Miller) ein liebender Ehemann, die beiden Kinder vergöttert er. Doch da bekommt die Presse Wind von James’ Affäre mit seiner Mitarbeiterin Olivia (Naomi Scott). So etwas ist zwar Gift für die Karriere, lässt sich aber mit ein paar schlauen Statements und Reuebekenntnissen entschärfen.
Der betrogenen Sophie bleibt nichts anderes übrig, als ihrem Mann bitter lächelnd beiseitezustehen. Doch dann wird James angeklagt: Er soll seine Geliebte im Lift des Parlamentsgebäudes vergewaltigt haben. James wird vor Gericht gestellt und dort von der taffen Staatsanwältin Kate Woodcroft (Michelle Dockery) gnadenlos in die Zange genommen.
«Anatomie eines Skandals» wirkt auf den ersten Blick wie ein klassisches Gerichtsdrama. Doch hier rätselt der Zuschauer nicht bloss darüber, ob der Angeklagte nun schuldig oder unschuldig ist, sondern er wird Zeuge, wie eine scheinbar perfekte Beziehung in sich zusammenfällt. Sienna Miller spielt die betrogene Ehefrau, die mit den Taten ihres Gatten und ihrer zerstörten Welt hadert, meisterlich.
Rückblenden in die Studentenzeit in Oxford decken die Wurzeln manches Übels auf und sorgen schliesslich auch für grosse Überraschungen im Plot. Auch filmisch ist «Anatomie eines Skandals» gelungen. So wird die Handlung auch bildlich umgesetzt, etwa wenn es jemandem den Boden unter den Füssen wegzieht oder wenn die Welt einer Hauptfigur buchstäblich kopfsteht.
Netflix | Miniserie
Mit: Sienna Miller, Rupert Friend, Michelle Dockery u.a.
USA/GB 2022, ab 15. April 2022