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Prime Video – «Fallout»

Alles neu macht die Apokalypse

Das erfolgreiche Computerspiel in Serienform: Nach dem Atomkrieg steht die Welt richtig kopf.

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Lucy (Ella Purnell) sieht  endlich den Himmel.

Lucy (Ella Purnell) sieht endlich den Himmel.

Courtesy of Prime Video
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Marco Spiess

Das Ende. Mit diesen Worten schliesst die Serie nicht etwa – nein, so beginnt sie! Gleich nach wenigen Minuten fegen Atombomben Los Angeles weg. Wir befanden uns in einer fiktiven Zukunft, die unseren 50ern geähnelt hat. Doch nun liegt alles in Trümmern. 

219 Jahre später: Lucy (Ella Purnell) ist in einem der Grossbunker aufgewachsen, in denen Menschen die Apokalypse überlebt haben. Als Plünderer von der Oberfläche ein Massaker anrichten und ihren Vater (Kyle MacLachlan) entführen, wagt Lucy das Unglaubliche: Sie startet eine Suchaktion in der verseuchten Welt. Dort oben ist nichts mehr, wie es mal war. Viele Orte sind zerstört, an anderen herrscht Anarchie, wieder andere sind unter der Kontrolle der Stählernen Bruderschaft, einer hyperreligiösen Armee.

Das ist die Welt, in die uns «Fallout» führt. Als Grundlage diente die erfolgreiche Spiele-Serie selbigen Namens, doch die Macher um die «Westworld»-Schöpfer Jonathan Nolan und Lisa Joy haben eine eigenständige Handlung entwickelt, die (um im Spielerjargon zu bleiben ) Pros und Noobs gleichermassen ansprechen soll.

Mission geglückt! Denn «Fallout» ist ein herrlich sperriger Mix. Hier geben sich postapokalyptische Westernoptik, blutige Sci-Fi-Gewalt und absurder Humor unbekümmert die Klinke in die Hand. Besonders schräg sind die frühen Szenen im Bunker, wo die Menschen versuchen, normal zu leben.

Aber was heisst schon normal in einer hermetisch abgeschlossenen Gemeinschaft? Da ist Sex unter Cousins die Norm, und beim ersten Date fragt Lucy ihren zukünftigen Gatten nicht etwa nach seinen Hobbys, sondern nach seinen Spermien. Die Zukunft muss schliesslich gesichert sein.

Neben dem Genre-Cocktail überzeugt «Fallout» auch durch sein glaubhaftes Erschaffen verschiedener Welten – alle bestückt mit stattlichen Spezialeffekten. Ein besonders feines Zückerchen, das ebenso den Games Tribut zollt, liefert die Tonspur: Nolan und Co. bedienen sich grosszügig bei Oldies aus den 50ern und 60ern, um die verkitschte Zivilisation vor der atomaren Auslöschung in Erinnerung zu rufen. 

So erklingen Bing Cosby, Glenn Miller und Johnny Cash – oder im Abspann von Folge 1 Sheldon Allmans «Crawl Out Through The Fallout». Ein Stück, das geradezu für die Serie hätte komponiert worden sein können (aber schon 1960 entstand). The Ink Spots stimmen derweil «We’ll Meet Again» an, eine Melodie, die seit Stanley Kubricks Satire «Dr. Strangelove» (1964) untrennbar mit der nuklearen Apokalypse verbunden ist. Man merkt, wie viel Liebe ins Detail gesteckt wurde.

Eignet sich eine solche Serie für alle? Wohl kaum, denn man sollte sich in vielen Genres wohlfühlen. Doch wer sich auf das wilde Szenario einlässt, wird mit einer nahezu bugfreien Serie belohnt, wie es sie nicht alle Tage gibt.

Fallout ★★★★☆

Prime Video | Sci-Fi-Serie | 1. Staffel

Mit  Ella Purnell, Aaron Moten, Walton Goggins

USA 2024, ab 11. April 2024

Von Marco Spiess am 10. April 2024 - 16:00 Uhr