Alle drehen durch

Die Politik kam schon unter die Räder: Der Schotte Armando Iannucci blickte in Serien wie «Veep» oder in Filmen wie «The Death of Stalin» satirisch auf die Zentren der Macht. Nun ist also Hollywood dran! Iannuccis neue Serie «The Franchise» spielt am Set eines Superheldenfilms. Schon nach wenigen Minuten wird klar, dass er primär der Big-Budget-Maschinerie à la Marvel ans Bein pinkeln will. Und dazu holte er sich einige namhafte Mitstreiter an Bord.

So inszenierte Co-Produzent und Oscarpreisträger Sam Mendes die erste Episode. Und weil der schon seinen Kriegsfilm «1917» ohne sichtbaren Schnitt gedreht hat, ist auch seine Eröffnungsszene von «The Franchise» eine mehrminütige Kamerafahrt, die gewitzt das Set und die Figuren vorstellt.

Am Drehbuch beteiligt sind Veteranen wie Jon Brown («Succession»), und für die Musik kam das Duo Trent Reznor und Atticus Ross an Bord, das einen elektrolastigen Soundtrack vorlegt. Die Handlung steigt mitten in das Projekt ein. Gedreht wird ein Film namens «Tecto – Eye of the Storm» um einen Superhelden, der Erdbeben auslösen kann und einen unsichtbaren Presslufthammer als Waffe hat. Der von Selbstzweifeln geplagte  Adam (Billy Magnussen) spielt die Hauptrolle. An seiner Seite: der Theaterstar Peter (Richard E. Grant), der in jeder Szene klarmacht, dass er zu gut ist für so eine läppische Comicverfilmung.

Auf dem Regiestuhl sitzt der Deutsche Eric Bouchard (Daniel Brühl), und als erster Regieassistent sorgt Daniel Kumar (Himesh Patel) im Hintergrund dafür, dass nicht alles auseinanderfällt. Dafür bekommt Daniel jedoch mehr Schelte als Lob. Noch schlimmer wird’s, als ihm ausgerechnet seine Ex Anita (Aya Cash) als Produzentin vor die Nase gesetzt wird.

Für Film- und Serienfans ist das eine Freude, weil man überall Anspielungen entdeckt. So wirkt der grossspurige Studiorepräsentant Pat wie eine Parodie auf Marvel-Tätschmeister Kevin Feige  – und Poster von Filmen wie «Ephemeral Infinitude» (Vergängliche Unendlichkeit) machen sich über alberne Titel lustig.

Den Biss von Armando Iannuccis früheren Werken erreicht das nicht, viele der Seitenhiebe liegen auf der Hand: Zu oft wurde die Filmindustrie schon veräppelt. Immerhin bietet «The Franchise» aber detaillierte (und auch stets amüsante) Einblicke in den Alltag an einem Filmset.