Er ist der erfolgreichste und bekannteste Horrorschriftsteller der Gegenwart: Der 73-jährige Stephen King hat bis dato 62 Romane und über 200 Kurzgeschichten verfasst. Und es gibt keine Anzeichen, dass sich der emsige Autor zurückzieht. Kann er auch gar nicht, betont er doch gerne, dass er schreiben «müsse».
King of Horror
Als der Verlag Doubleday im Frühling 1973 die Rechte zu seinem Roman «Carrie» kaufte, war King Englischlehrer in Maine und praktisch mittellos. Da er kein Telefon hatte, musste ihm der Verleger ein Telegramm nach Hause schicken. Der Rest ist Geschichte: Allein die Taschenbuchausgabe verkaufte sich über eine Million Mal. King gab den Lehrerjob auf und widmete sich ganz der Schriftstellerei.
Klassiker
Nicht nur der Roman «Carrie» befreite ihn von finanziellen Sorgen. Brian De Palmas Verfilmung von 1976 avancierte ebenfalls zum Kassenschlager. King war auch einer der ersten Autoren, die keine Berührungsängste mit dem Fernsehen hatten, obwohl TV-Adaptionen damals einen eher üblen Ruf genossen. Es galt gewissermassen: «Die Vorlage ist nicht gut genug fürs Kino».
So war bereits die zweite Verfilmung eines King-Romans, Tobe Hoopers «Brennen muss Salem» (1979), ein Zweiteiler für den Sender CBS. Damals von der Kritik fast schon verhöhnt, zählt sie zu den Klassikern des 70er-Fernsehfilms.
Mit Stanley Kubricks «Shining» ein Jahr später stieg King endgültig in den Horror-Olymp auf, noch heute halten ihn viele für den besten Genrefilm aller Zeiten – auch wenn ihn King selber nie mochte. Er bevorzugt den TV-Dreiteiler von 1997 und die 2019 gedrehte Fortsetzung «Doctor Sleeps Erwachen».
Es folgten in den 80er-Jahren durchschnittlich etwa drei Verfilmungen pro Jahr. Vereinzelt ewige Highlights wie David Cronenbergs «Dead Zone» (1983), aber öfters auch misslungene Versuche wie «Rhea M» (1986), bei dem King das einzige Mal Regie führte, was er danach vernünftigerweise sein liess.
Richtig los für King ging es aber erst 1990: Der oscargekrönte «Misery» war ein Hit beim Kinopublikum genauso wie für die Kritiker, und der TV-Zweiteiler «Es» brachte ABC beachtliche Einschaltquoten.
Seitdem ist die Chance relativ gross, dass jeder vermurksten Adaption wie «The Mangler» (1995) oder «Dreamcatcher» (2003) ein Hit wie «Die Verurteilten» (1994) oder die Serie «Dead Zone» (2002-07) gegenübersteht. Dennoch war der Kino- Erfolg der Neuverfilmung von «Es» (2017) kaum vorhersehbar: Mit über 700 Mio. Dollar spielte sie mehr Geld ein als je ein Horrorfilm zuvor.
Rekord
Ebenfalls 2017 erschienen die ersten für Netflix produzierten King-Filme «Das Spiel» und «1922». Somit ist er auch nicht mehr aus der Streaming-Welt wegzudenken. Anfang Jahr starteten «The Stand» auf Sky Show und am 4. Juni «Lisey’s Story» (s. Review) auf Apple TV+. Doch das ist erst der Anfang.
Zurzeit befinden sich über 20 King-Adaptionen in verschiedenen Produktionsphasen, fürs Kino oder für Streaming-Anbieter. Als Serien stehen unter anderem «Chapelwaite» (nach «Briefe aus Jerusalem») für Epix, «Der Talisman» für Netflix und «Der Jaunt» für MRC an.
An der Filmfront sind Neuadaptionen von «Feuerkind» mit Zac Efron und «Running Man» von Edgar Wright geplant sowie die erstmalige Umsetzung der Novelle «Erhebung» (Elevation) unter der Regie von Jack Bender («Mr. Mercedes»).
Fans müssen also keine Angst haben: Sie werden auch weiterhin mit King’schen Stoffen eingedeckt. Im Kino oder als Streaminginhalt.