Noch finden die Interviews über Videotelefonie statt. Luna Wedler (21) schaltet sich aus ihrer Heimatstadt Zürich zu und Jessica Schwarz (44) aus Portugal, wo sie südlich von Lissabon mit ihrem Freund ein Hotel betreibt.
Streaming: Der Start von Staffel 1 wurde 2020 verschoben: Mitten in der Pandemie hätte eine Szene verstörend auf die Zuschauer wirken können. Wie nahmen Sie das damals auf?
Jessica Schwarz: Ich fand es richtig. Viele hatten Angst. Niemand wusste, was da auf uns zukommt. Die Menschen nicht zusätzlich einzuschüchtern, war ganz sicher der richtige Entscheid.
Luna Wedler: Genau meine Meinung. Wir hatten ja noch keine Ahnung, wie gefährlich dieses Virus ist.
Der Dreh der neuen Staffel fand mitten in der zweiten Welle statt. Wie lief das ab?
J. S.: Erst mal waren wir alle froh, wieder arbeiten zu dürfen. Aber da gab’s auch den dauernden Druck im Nacken, sich nicht anzustecken.
L. W.: Wir hatten viele Massnahmen zu befolgen. Am Set galt Maskenpflicht, wir liessen uns regelmässig testen und durften nicht mehr gemeinsam weg. Nach einem langen Drehtag sitzen wir normalerweise gerne noch zusammen und trinken ein Bier oder essen was. Stattdessen wurden wir isoliert. Das war natürlich hart. Aber wir mussten wirklich aufpassen. Hätte es nur einen einzigen Fall im Team gegeben, wäre der Dreh sofort gestoppt worden. Das hätte viel Zeit und Geld gekostet.
«Biohackers» spielt mit den Chancen und Risiken der modernen Medizin. In Staffel 2 gibt es eine Pille, die böse Erinnerungen vergessen lässt. Würden Sie die schlucken?
J. S.: Nein! Jeder, der schon einmal mit Krankheiten wie Alzheimer und Demenz konfrontiert war, weiss, wie fürchterlich es ist, wenn Menschen ihre Erinnerungen verlieren. Sie sind wichtig. Emotionale Erinnerungen prägen einen Menschen. Und zwar auch die negativen.
L. W.: Natürlich gibt es Schicksale, die viele Menschen am liebsten vergessen würden. Ich glaube aber, man muss sich den Problemen stellen, statt sie zu verdrängen.
Die zweite Staffel hat einen besseren Drive als die erste. Einverstanden?
J. S.: Sie hat vor allem eine Kraft, die einen von Anfang an in ihren Bann zieht. Die Fortsetzung der Geschichte verläuft ganz anders, als das viele erwartet hätten. Wer trifft wie auf wen? Und warum?
Und die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen.
J. S.: Absolut. Man versteht allmählich, dass auch die vermeintlich Bösen vernünftige Beweggründe haben, mit denen sie arbeiten. Diese Staffel wartet mit einem tiefenpsychologischen und ethisch-moralischen Ansatz auf, ohne dabei die Thriller-Aspekte zu verlieren. Also mir gefällt das!
L. W.: Zweite Staffeln sind ja oft sehr heikel. Das kann in alle möglichen Richtungen gehen. Ich finde, diese Staffel ist erwachsener ausgefallen als die erste und verfügt über mehr Mystery-Elemente.
In «Biohackers» spielen starke weibliche Hauptfiguren. Wie wichtig ist das für Sie als Frau?
J. S.: Wahnsinnig wichtig. Es gibt ja auch immer mehr Wissenschaftlerinnen, die Herausragendes leisten. Das zu zeigen, öffnet einen grossen Raum für die Frauenbewegung. Übrigens auch hinter den Kulissen: Viele Regisseurinnen und Drehbuchautorinnen können jetzt zeigen, was sie draufhaben. Dass auch Frauen ganz vorne mitwirken, wird damit auch zu einer Art Normalität – und das ist toll!
L. W.: Ich finde es super, dass immer mehr Drehbücher auf Frauen zugeschrieben werden. Noch vor wenigen Jahren hätten in «Biohackers» ausschliesslich Männer die Hauptrollen gespielt. Ich bin dankbar, dass ich mehr Möglichkeiten habe als die Frauen in den Generationen vor mir.
Die erste Staffel endete mit einem starken Cliffhanger. Die zweite wirkt in sich abgeschlossen. Gibt’s eine dritte?
J. S.: Ha, das dürfte ich doch nicht verraten! Aber natürlich bietet die Materie noch so viel Stoff. Und die Serie hat tolle Figuren. Es wäre doch schade, nicht weiterzuerzählen.
L. W.: Das Ende wirkt tatsächlich abgerundet, aber vieles ist noch nicht geklärt. Schauen wir mal.