Im Coronajahr 2020 wurde der Kinostart des neusten James-Bond-Thrillers «No Time to Die» immer und immer wieder verschoben. Schon im vergangenen Herbst meldeten sich daher Anbieter wie Apple oder Amazon, um den 007-Streifen gegen Rekordsummen exklusiv auf ihren Streamingplattformen auszuwerten.
Doch die beiden James-Bond-Gralshüter Barbara Broccoli und Michael G. Wilson machten unmissverständlich klar, dass ihr Agententhriller nicht zum Verkauf stehe.
Dies galt jedoch nicht für das traditionsreiche Hollywoodstudio Metro Goldwyn Mayer (MGM), bei dem die ganze 007-Kinoserie mit wenigen Ausnahmen zu Hause ist.
Als Mister Amazon Jeff Bezos davon Wind bekam, kaufte er kurzerhand MGM für 8,45 Milliarden US-Dollar auf, um damit seinen Streamingdienst Prime Video mit Premium Content auszustatten.
In den USA betreibt Amazon auch den kostenlosen Streamingdienst IMDb TV, der sich über Werbung finanziert. Der Deal muss von den US-Kartellbehörden allerdings noch genehmigt werden.
MGM wurde 1924 gegründet und ist das letzte selbständige Filmstudio aus Hollywoods goldener Ära, das nicht von einem Grosskonzern geschluckt wurde. So gehören etwa Warner Bros. zu AT & T, 20th Century Fox zum Entertainment-Giganten Disney, Universal zum Kabelkonzern Comcast und Paramount zum Medienriesen Viacom-CBS.
Im MGM-Archiv befinden sich rund 4000 TV- und Kinofilmproduktionen – von «Ben Hur» über «Rocky» bis hin zur 007-Reihe.
Und jetzt kommt’s: Noch immer befürchten Kinobesitzer in aller Welt, dass «No Time to Die» zeitgleich sowohl im Kino als auch im Prime-Video-Store (als Premium-Angebot) lanciert wird.
Und erneut wiegeln Broccoli und Wilson unisono in einer Erklärung ab: «Wir sind entschlossen, weiterhin James-Bond-Filme für das weltweite Kinopublikum zu machen.»
Ganz anders äusserte sich in der «New York Times» 007-Co-Autor John Logan: «Was passiert, wenn ein übermächtiger Konzern wie Amazon beginnt, ein Mitspracherecht zu fordern?» Bond solle weniger Martinis trinken oder nicht so viele Menschen töten.
Kurz: 007-Spannung pur – aber für einmal der etwas anderen Art.