Wenn schon Untergang, dann mit Stil

Wenn die Welt in Hollywood endet, tut sie das meistens mit einem gehörigen Knall. Roland Emmerich hat daraus sogar ein eigenes Geschäftsmodell entwickelt: Je krawalliger der Untergang, desto lauter klingeln danach die Kassen.

Doch es gibt auch die anderen: die Filme, in denen das Ende schleichend kommt. In diese Gruppe reiht sich nun das Drama «Leave the World Behind» ein, das eine Apokalypse primär durch mysteriöse Ereignisse und eine bedrohliche Atmosphäre heraufbeschwört.

Dabei wollen die beiden Hauptfiguren die Welt zuerst noch ganz entspannt hinter sich lassen. Die reichen New Yorker Eheleute Amanda (Julia Roberts) und Clay (Ethan Hawke) haben für sich und ihre Kinder ein Luxus-Anwesen auf Long Island gemietet, um sich abzunabeln und herunterzufahren. Dass ein riesiger Tanker während ihres Sonnenbads strandet, stört die Ruhe schon beträchtlich. Doch dann steht auch noch G. H. (Mahershala Ali) mit seiner Tochter vor der Tür: Er behauptet, der Eigentümer des Hauses zu sein, und sucht in seinem Daheim Schutz vor einer angeblichen Cyberattacke.

Amanda traut den beiden Fremden nicht, kann sie aber auch nicht einfach wegschicken. Als sich die seltsamen Geschehnisse häufen, kommt auch die Weltuntergangsstimmung auf. Tiere verhalten sich eigenartig, der Kontakt zur Aussenwelt bricht langsam ab.

«Mr. Robot»-Showrunner Sam Esmail setzt nicht nur beim primären Handlungsort, sondern auch bei der Besetzung auf Luxus: Angeführt wird sie von den Oscarpreisträgern Julia Roberts und Mahershala Ali, Unterstützung gibt’s von Ethan Hawke und Kevin Bacon.

Inhaltlich sieht es etwas weniger glanzvoll aus. Esmail nutzt das drohende Ende nicht für eine psychologische Nabelschau à la «Melancholia», sondern bleibt an der Oberfläche. Auch die Auflösung ist weniger raffiniert als erhofft. Aber was ihm gelingt, sind immer wieder einzelne Szenen, die haftenbleiben.

Dazu gehören etwa die bereits erwähnte Tanker-Havarie oder auch eine Sequenz, in der Elektroautos wie von Geisterhand gesteuert ineinanderrasen. Solche Momente, in denen die Technik uns im Stich lässt, wirken in der durchdigitalisierten Welt plausibel und beängstigend.

Die Menschen haben es gut im Griff, andere Weltuntergangsszenarien wie Klimakollaps, Krieg oder Überbevölkerung auszublenden. Aber wenn Handy oder Tesla verrücktspielen, dann ist aus die Maus.