Bedenkt man die vielen weltweiten Krisenherde mit Zehntausenden von Opfern, scheint die Ausgangsidee von Noah Baumbachs Verfilmung des Romans «Weisses Rauschen» von Don DeLillo fast schon pervers.
Jack Gladney (Adam Driver) lebt in fünfter (!) Ehe mit Babette und vier Kindern Mitte der 1980er-Jahre in einem sympathischen Chaos. Obwohl Jack als Professor für Hitler-Studien an einem US-College ein sicheres Auskommen hat, haben er und Babette grosse Angst vor dem Tod. Immer wieder sinnieren sie darüber, wer von beiden zuerst sterben könnte und wie das Leben dann für den anderen weiterginge.
Um die düsteren Gedanken zu vertreiben, geben sie sich ungeniert den Verlockungen des Konsums hin. Als sich jedoch in einer nahen Chemiefabrik ein Giftgasunfall ereignet und Jack kontaminiert wird, nimmt ihr Leben eine jähe Wendung.
Schon mit «Marriage Story» hat Noah Baumbach zu Weihnachten 2019 für Netflix nicht nur einen Kritiker-, sondern auch einen Publikums-Liebling inszeniert. Einen ähnlichen Triumph erhoffen sich die Marketing-Verantwortlichen nun mit «Weisses Rauschen».
So gesehen war die Weltpremiere als Eröffnungsfilm der Internationalen Filmfestspiele von Venedig ein gelungener Auftakt für eine Satire, die mal bitterböse, mal intellektuell daherkommt. An der erstklassigen Besetzung, aufwendigen Inszenierung (Stichwort: Supermarkt) und pointierten Aussage um völlig übertriebene Todesängste gibt’s aber nichts zu rütteln.
Netflix | Mysteryfilm
Mit Adam Driver, Greta Gerwig, Don Cheadle
USA/GB 2022, ab 30. Dezember 2022