Die LGBTQ-Community hat schon vor Jahrzehnten die Musicals für sich beansprucht. Egal ob Broadway oder Hollywood, ob Liza Minnelli, Barbra Streisand oder Judy Garland – Musicals und ihre Stars wurden zu Fixsternen in der Community.
Warum genau, ist nicht ganz einfach zu erklären. Teilweise aus Tradition. Aber auch deshalb, weil die Bühne als Möglichkeit angesehen wird, aus sich herauszugehen, richtig flamboyant und fabulous.
Was lange eher kodiert stattfand, manifestierte sich mit der gesellschaftlichen Öffnung auch in waschechten Gay-und-Lesbian-Musicals. Etwa «Angels in America» oder «Rent». 2018 stiess «The Prom» dazu, der jetzt seine filmische Umsetzung findet. Und das mit bemerkenswerten Vorzeichen.
Denn der selber homosexuelle Regisseur Ryan Murphy, der kreative Kopf hinter Serienhits wie «Ratched», «Glee» oder «American Horror Story», konnte ein beachtliches Ensemble vor die Kamera holen, angeführt von keiner Geringeren als Meryl Streep.
Sie spielt die Bühnendiva Dee Dee Allen, deren neue Show mit Co-Star Barry Glickman (James Corden) übel floppte. Ihrer Karriere droht das Aus. Da erfahren die zwei von der Schülerin Emma (Jo Ellen Pellman) aus Indiana, die mit ihrer Freundin Alyssa (Ariana DeBose) den Prom-Ball besuchen will. Obwohl die Schulleitung dafür wäre, will die Eltern- und Lehrervereinigung das lesbische Pärchen nicht an den Abschlussball lassen.
Dee Dee und Barry reisen hin – als Zeichen ihrer Unterstützung und um sich als Retter dieses armen Mädchens zu inszenieren. In ihrem Schlepptau haben sie zwei andere Schauspieler, die gerade in einem Tief stecken: Angie Dickinson (Nicole Kidman) und Trent Oliver (Andrew Rannells).
Natürlich macht sich der Film dabei auch lustig über den Aktivismus von Stars, wenn er nur noch dem Selbstzweck dient. Doch mit Humor und schmissigen Songs ist «The Prom» primär ein lustvoller Aufruf zu Solidarität.
Während Streep und Corden oft singen (sogar zusammen: «Into the Woods»), ist es Kidmans erstes Musical seit «Moulin Rouge», sieht man von ihrem Song in «Happy Feet» ab.
Netflix | Musicalfilm | USA 2020
Mit Meryl Streep, Nicole Kidman, James Corden und Jo Ellen Pellman; Regie: Ryan Murphy
Schwingt sich vom Broadway auf die Netflix-Bühne
ab 11. Dezember