Reifen quietschen, Motoren dröhnen. Bei einer Verfolgungsjagd liefern sich zwei Autos in dichtem Verkehr ein Duell. Speziell daran: Eines der Autos fährt rückwärts. Verrückter als in Christopher Nolans «Tenet» kann man Action nicht inszenieren. Der Brite spielt auch hier auf verblüffende Weise mit filmischen Mitteln.
Die Story von «Tenet» ist allerdings so kompliziert, dass man beim ersten Sehen vieles nicht versteht. Ein namenloser CIA-Agent (John David Washington) ist hinter einem russischen Oligarchen und Waffenhändler (Kenneth Branagh) her, der über Menschen aus der Zukunft zu einem Algorithmus gekommen ist, mit dem man die Welt «invertieren», also umkehren kann. Das bedeutet etwa, dass man mit einer Waffe nicht schiesst, sondern die Kugeln auffängt. Mit einem Partner (Robert Pattinson) versucht er den Algorithmus aus dem Verkehr zu ziehen.
Mit «Tenet» widmet sich Nolan wieder seinem Lieblingsthema: der Manipulation der Zeit. So liess er in «Interstellar» einen Wissenschaftler in ein Wurmloch fliegen und mit seiner Tochter kommunizieren, die älter ist als er. Und in «Inception» dringt Leonardo DiCaprio in immer tiefere Traumebenen, wodurch die Zeit verlangsamt wird.
In «Tenet» geht’s nun um Zeitumkehr, ein Phänomen der Entropie, das Nolan genial inszeniert, bis zum Höhepunkt, wo rückwärtslaufende und vorwärtslaufende Kämpfer gleichzeitig im Bild sind.
«Tenet» wirkt manchmal etwas verschwurbelt-ambitiös und holt die Zuschauer emotional nur mässig ab. Die grandiosen visuellen Ideen und der Mut, Neues auszuprobieren, sind aber einzigartig. Nolans 225-Mio.-Dollar-Film war in der Coronakrise einer der wenigen Blockbuster, die im Kino gestartet sind, mit soliden 363 Mio. Einnahmen weltweit.
Ein Film, perfekt für die grosse Leinwand, den man vielleicht auch mal rückwärts anschauen sollte.
Sky Show | Sci-Fi-Film | USA 2020
Mit John David Washington, Robert Pattinson, Kenneth Branagh; Regie: Christopher Nolan
Cleverer Actionfilm, bei dem es viel Köpfchen braucht.
ab 17. April