Deutsche Inseln sind in den letzten Jahren zu beliebten Drehorten für TV-Filme geworden. Als Beispiele seien die «Nord Nord Mord»-Krimis des ZDF auf Sylt und die «Praxis mit Meerblick»-Reihe der ARD auf Rügen erwähnt. Im Netflix-Thriller «Schwarze Insel» hat das nordfriesische Eiland Amrum seinen grossen Auftritt. Zumindest als Schauplatz.
Seit dem Unfalltod der Eltern lebt Abiturient Jonas (Philip Froissant) dort bei seinem Grossvater Friedrich (Hanns Zischler), dem Doyen der lokalen Schule. Jonas ist mit Mitschülerin Nina (Mercedes Müller) liiert und alles läuft prima – bis die neue Deutschlehrerin Helena (Alice Dwyer) auftaucht.
Die macht sich unverfroren an Jonas heran und schwärmt ihm vor, er habe das Zeug zum neuen Rilke. Prompt kommt es zu einer Affäre der beiden. Doch Helena verfolgt in Wahrheit finstere Ziele, für die sie auch vor Mord nicht zurückschreckt.
Eigentlich ist der portugiesisch-deutsche Regisseur Miguel Alexandre («Der Mordanschlag») immer für ordentliche Spannung gut. Doch «Schwarze Insel», wofür er mit der Debütantin Lisa Carline Hofer auch das Drehbuch verfasst hat, setzt er in den Sand von Amrum.
Für einen Psychokrimi nicht abgründig, für einen Erotikthriller nicht prickelnd genug, erweist sich das Ganze als langatmige Kiste, die dem jungen Publikum zu einschläfernd, der gestandenen Seherschaft zu durchschaubar sein dürfte. Abgesehen davon, dass in den 105 Minuten erschreckend wenig passiert.
Selbst die Offenbarung des Motivs gegen Schluss kommt nicht über durchschnittliche Vorabendkrimikost hinaus. Das Finale bietet dem geduldigen Betrachter immerhin so etwas wie Entschädigung.
Aber gerade auch angesichts des Personals vor und hinter der Kamera ist «Schwarze Insel» schlicht eine Enttäuschung.
Netflix | Thriller
Mit Philip Froissant, Alice Dwyer, Hanns Zischler, Mercedes Müller; Regie: Miguel Alexandre
Mörderische Intrige mit stets angezogener Handbremse
D 2021, verfügbar