Dwayne Johnson ist der zurzeit am besten verdienende Star in Hollywood. Mehr oder weniger 100 Millionen Dollar macht der Ex-Wrestler im Jahr und haut Filme raus wie ein Wilder. Wer neben so einem imposanten Star – auch körperlich versteht sich – bestehen will, der muss selbst eine gehörige Portion Leinwand-Power mitbringen.
Für «Red Notice» wurden die Macher auf jeden Fall fündig. Der Actionthriller von Netflix holte neben Johnson den derzeit äusserst beliebten Ryan Reynolds an Bord, jüngst im Kino mit dem Hit «Free Guy». Und als weibliches Gegenüber die Wonder Woman persönlich – Gal Gadot. Wieso gleich so ein Trio? Weil der unscheinbar betitelte Film die bislang angeblich teuerste Produktion von Netflix ist! Damit das Budget zwischen 130 und 200 Millionen auch gut angelegt ist, musste entsprechend ein Deluxe-Trio her.
Der Titel bezieht sich auf einen internationalen Haftbefehl, den Interpol für die meistgesuchten Verbrecher ausstellt. FBI-Special-Agent John Hartley (Dwayne Johnson) hat es sich zur Aufgabe gemacht, zwei Diebe zu schnappen, die diesen Red-Notice-Vermerk in ihre Akte bekommen haben.
Da wäre etwa Grossmaul Nolan Booth (Ryan Reynolds), den Hartley letztendlich dingfest machen kann – und ihn sogleich zwangsrekrutiert: für die Jagd nach seinem zweiten Ziel, der Kunsträuberin Sarah Black alias «The Bishop» (Gal Gadot), die er schon durch halb Europa verfolgt hat.
Deutlichste Inspiration für dieses Spektakel dürfte, neben dem Kunstdieb-Aspekt von «Die Thomas Crown Affäre», der 90er-Jahre-Hit «True Lies» von James Cameron sein: Agenten, Spass und ein fast unmenschlich muskulöser Hauptdarsteller. Dazu völlig übertriebene Stunts und sogar eine Tanzszene, in der Johnson mit Gal Gadot in ihrem sündhaften Abendkleid für Sex Appeal sorgt. – Das Pendant von Arnold Schwarzenegger, der mit Tia Carrere in «True Lies» einen Tango aufs Parkett legt.
Inhaltlich indessen dürfte der Film ein paar andere Wege einschlagen, denn Terroristen und verheimlichte Identitäten spielen in «Red Notice» eine untergeordnete Rolle. Regisseur Rawson Marshall Thurber setzt vielmehr ganz auf die Zugkraft seiner drei Hauptdarsteller. Der charismatische Haudrauf-Spezialist Johnson, der Sprücheklopfer Reynolds und Gadot, deren Hauptaufgabe es sein dürfte, die beiden eingebildeten Kerle übers Ohr zu hauen und zu übertrumpfen.
Thurber kann zumindest bei der Zusammenarbeit mit Johnson schon auf Erfahrung zählen. Dies ist ihr dritter gemeinsamer Film – nach der Actionkomödie «Central Intelligence» (2016) und dem Katastrophenfilm «Skyscraper» (2018).
Beides sind nicht gerade Vorzeigewerke in Johnsons Schaffen, aber sie demonstrieren, dass Rawson Marshall Thurber Action wie auch Comedy beherrscht. Immerhin machte er sich ursprünglich einen Namen mit Letzterer. Sein Debüt «Dodgeball» oder auch die Komödie «We’re the Millers» sind irrwitzige Schenkelklopfer.
Und auch Gal Gadot durfte schon Erfahrungen mit Johnson sammeln: als Nebendarstellerin in «Fast & Furious» 5 und 6. In vielfach von Männern dominierten Genres weiss sie sich auf jeden Fall durchzusetzen. Darum strich sie auch, genau wie ihre männlichen Co-Stars, eine Gage von 20 Millionen Dollar ein.
«Red Notice» hätte eigentlich im Sommer 2020 in die Kinos kommen sollen. Doch der Verleih Universal, der sich zuvor einen Bieter-Krieg mit anderen Studios geliefert hat, gab auf – noch vor Covid. Netflix sprang ein und bringt den Film im Kino (4. 11.) und online (12. 11.).
Netflix | Actionkomödie | Mit Dwayne Johnson, Ryan Reynolds, Gal Gadot | Regie: Rawson Marshall Thurber
Ein Trio infernale übertrumpft sich gegenseitig
USA 2021, ab 12. November