Anders Thomas Jensen (49) gehört zu den gefragtesten dänischen Drehbuchautoren. Alle paar Jahre führt er auch selber Regie. In seinen Filmen entwickeln sich immer wieder wunderbar bizarre Schicksalsgemeinschaften («Adams Äpfel»), und es bilden sich skurrile Patchwork-Familien («Men & Chicken»). Auch im fünften Film bringen die Umstände Leute zusammen, die überhaupt nicht zusammenzupassen scheinen – aber es auf unerwartete Weise eben doch tun.
Bei einem Zugunglück stirbt Emma, die Frau des Soldaten Markus (Mads Mikkelsen). Die Katastrophe überlebt haben hingegen seine Teenie-Tochter – und der Mathematiker Otto (Nikolaj Lie Kaas), der Emma kurz vor dem Crash den Sitzplatz überlassen hat. Für den Spezialisten der Wahrscheinlichkeitsrechnung ist klar: Das war kein Unfall, sondern der Anschlag einer Rockergruppe, denn unter den Toten war ein Aussteiger, der vor Gericht gegen sie aussagen wollte. Bald glaubt auch Markus an diese Hypothese. Mit Otto und dessen Nerd-Kumpels Lennart (Lars Brygmann) und Emmenthaler (Nicolas Bro) sinnt er auf Vergeltung.
Jensen inszeniert einen waschechten Rachethriller, gespickt mit rabenschwarzem Humor, genialem Dialogwitz und absurden Situationen. Die heikle Kombination von Tragik, Komik und Eskalation beherrscht kaum ein Autor besser als er. Ein typischer Jensen also, auch wenn diesmal die Eskalation im Exzess gipfelt und gleich haufenweise Leichen den Weg pflastern.
Dass alles funktioniert, liegt auch an der Topbesetzung – angeführt von Weltstar Mikkelsen («Drunk»), der bisher in jedem Film Jensens eine Hauptrolle spielte.
«Riders of Justice» lässt sich zudem als dänische Antwort auf den norwegischen Genrekollegen «Kraftidioten» lesen. Einfach noch eine Spur konsequenter und mit irgendwie netten Figuren – trotz allen Dysfunktionen.
Sky Show | Thrillergroteske
Mit Mads Mikkelsen, Nikolaj Lie Kaas, Lars Brygmann
DK/S/FIN 2020, ab 28. Januar 2023