Man muss schon ein bisschen Mumm haben, um den Schulalltag zu meistern. Wer etwas zum Positiven verändern will, braucht sogar ganz viel davon – kann damit aber Gutes bewirken. Dies erfährt die schüchterne Schülerin Vanessa (Hadley Robinson) in «Moxie», als sie gegen die Diskriminierung des weiblichen Geschlechts an ihrer Schule ankämpft.
Die Rockport High School ist eine typische Provinzschule, ihr ganzer Stolz das Football-Team. Daher dürfen Vorzeigespieler Mitchell (Patrick Schwarzenegger) und seine sportlichen Spezi sexistisch wüten, wie sie wollen.
Mädchen hingegen finden weder bei der Lehrerschaft noch bei der Direktorin (Marcia Gay Harden) Gehör. Die Schule ist wie gefangen in ihren angestaubten Traditionen.
Vanessa, die in den Pausen mit ihrer besten Freundin Claudia (Lauren Tsai) abhängt und für den netten Seth (Nico Hiraga) schwärmt, hat die Schnauze voll von dieser toxischen Stimmung. Inspiriert von den Relikten aus der wilden Jugendzeit ihrer Mutter (Amy Poehler, s. Star des Monats), kreiert sie anonym ein Heftli, mit dem sie ihre Leidensgenossinnen und alle anderen «Unterdrückten» zum Aufstand animieren will.
Das Pamphlet nennt sie «Moxie» – was so viel heisst wie Mut, Mumm. Oder Savoir-faire. Jedenfalls legt Vanessa es auf dem Mädchenklo auf und hat damit mehr Erfolg, als erwartet. Doch obwohl zunächst niemand ahnt, dass sie hinter der rebellischen Broschüre steckt, gerät ihr Leben an allen Fronten aus den Fugen.
Comedy-Star Amy Poehler («Saturday Night Live», «Duncanville») verfilmte den gleichnamigen Roman von Jennifer Mathieu und schuf eine Teen-Komödie für die #metoo-Ära.
Auch wenn die Figuren und Zustände einer Karikatur entsprechend überzeichnet sind und sich das Ganze vor allem in der zweiten Hälfte gerne gängigen Genrekonventionen beugt, macht die Rebellion der Schülerinnen weitgehend Spass.
Das liegt einerseits an den frischen Gesichtern, allen voran Hadley Robinson und Nico Hiraga, andererseits an der spritzigen Inszenierung mit Gespür für Timing.
Beim älteren Publikum sorgen Girl-Punk-Klassiker wie «Rebel Girl» von Bikini Kill (1992) für zusätzlichen Schmiss – und womöglich einen Anflug von Nostalgie.
«Moxie» dürfte etwas giftiger, ja galliger sein. Dennoch hat die Komödie ihrem Titel entsprechend genug Mumm, ein Zeichen gegen die alltägliche Diskriminierung an Schulen zu setzen und Diskussionen anzuregen.
Somit setzt sie ein Zeichen für Gleichberechtigung sowie Diversität. Und das ist nie verkehrt, solange es noch Menschen gibt, die glauben, dass ihr (männliches) Geschlecht oder ihre (weisse) Hautfarbe Grund genug für Privilegien seien.
Netflix | Komödie | USA 2021
Mit Hadley Robinson, Lauren Tsai, Nico Hiraga, Patrick Schwarzenegger; von und mit Amy Poehler.
Griffiger Aufstand mit Witz, Herz und Denkanstössen
seit 3. März