Oh Mist, jetzt ist die Menschheit schon wieder untergegangen! Doch in «Love and Monsters» ist dies nicht nur Anlass zum Trübsalblasen: Drehbuchautor Brian Duffield hat schon mit den zwei Teilen der schön schundigen Horrorkomödie «The Babysitter» (auf Netflix) bewiesen, dass er Genrefilme nicht zu ernst nimmt.
Auch hier streut er nun in zermürbende Themen wie Weltuntergang, Monsterterror oder Einsamkeit gern einen kecken Spruch oder eine absurde Idee ein.
Das fängt schon beim Vorspann an, wenn Hauptdarsteller Dylan O’Brien ganz locker-flockig erzählt, wie die Welt zugrunde ging und allerlei Kreaturen zu Monstern mutierten.
Kakerlaken? Nun sind es menschenfressende Kakerlaken von der Grösse eines Elefanten. Goldfische? Lkw-Ausmasse und menschenfressend. Eigentlich frisst alles Menschen, um die Liste etwas abzukürzen. 95 Prozent der Menschen sind bereits wegschnabuliert.
Und mitten unter den wenigen Überlebenden eben Dylan O’Brien. Der «Maze Runner»-Star spielt den jungen Joel, der sich mit einer kleinen Gruppe in einem Bunker eingenistet hat. Alle anderen sind liiert, nur er ist single. Alle anderen kämpfen eisern gegen Monster, er hingegen erstarrt zu Stein beim Anblick von Gefahr.
Da erfährt Joel, dass seine Freundin aus der Zeit vor der Apokalypse noch lebt: Aimee (Jessica Henwick). Und anscheinend nur eine Woche Fussmarsch entfernt. Also nimmt der Hasenfuss allen Mut zusammen und macht sich auf den Weg. Alles andere als einfach: Wenn Joel etwa aus dem Bunker tritt, weiss er nicht einmal, wo Westen ist.
Den attraktiven O’Brien als totalen Versager zu verkaufen, braucht etwas Überzeugungsarbeit, doch der Schauspieler zeigt so viel Charme, dass man ihn schnell akzeptiert. Es ist auch hilfreich, dass er im Geist immer Briefe an Aimee schreibt und später einen Hund an seine Seite gestellt bekommt. So kann er seine Gedanken indirekt dem Publikum vermitteln.
O’Brien hat zuvor schon manch schlechteren Film aufgewertet, und hier ist er das Herz eines fraglos besseren Films. Könnte er noch besser sein? Sicher, denn gegen Ende verliert die Handlung an Drive, und auch der Humor ebbt etwas ab. Doch die nonchalante Inszenierung reisst das Ruder immer wieder herum.
Selbst die teilweise trashigen Monster werden so zum Genuss, frisch einem B-Film entfleucht. Denn es ist jedes Mal wieder eine kleine Überraschung, zu sehen, welches harmlose Tierchen nun zum bedrohlichen Ungetüm herangewachsen ist.
Man muss einen Film wohl einfach mögen, bei dem Joel nach einer überraschenden Heldentat höchstens ein fades Kompliment bekommt: «Ich hätte es anders gemacht, aber du warst okay.»
Netflix | Fantasyfilm | USA 2020
Mit Dylan O’Brien, Jessica Henwick, Michael Rooker, Dan Ewing; Regie: Michael Matthews
Monströs unterhaltsam und mit einem Star zum Lieben.
ab 14. April