In der Schlussszene des Films liest jemand «The Revolt of the Black Athlete». Das Sachbuch wurde vor genau 50 Jahren verfasst und dreht sich um Ungerechtigkeit und Rassismus im Sport – aber auch in der Gesellschaft. Keine zufällige Wahl, denn «High Flying Bird» will Ähnliches. Der preisgekrönte Regisseur Steven Soderbergh («Ocean’s 11») stellt für seinen ersten Netflix-Film den Sportagenten Ray Burke (André Holland) ins Zentrum.
Während die US-Basketball-Liga NBA sich in einem Lockdown-Streik befindet, versucht er, neue Talente an Land zu ziehen. Sein Boss sitzt ihm im Nacken, weil langsam das Geld ausgeht. Dasselbe gilt auch für seine Schützlinge wie den jungen Spieler Erick (Melvin Gregg), der seine Rechnungen bereits nicht mehr bezahlen kann. Langsam wird Ray bewusst, dass hinter dem ganzen Spiel noch ein Spiel steht: jenes des Geldes, bei dem meist weisse Teambesitzer und Investoren hoch pokern und die eigentlichen Sportler (zum Grossteil junge Afroamerikaner) zu Marionetten verkommen.
Soderbergh predigt diese Botschaft in manchen Szenen etwas gar offensichtlich, aber meistens präsentiert er nüchtern den Alltag unter Sportlern, ihren Familien und Managern. Weil er dies mit einem iPhone in nur zwei Wochen gefilmt hat, kommt hohe Authentizität auf: Als Zuschauer fühlt man sich wie ein heimlicher Beobachter. Die Gespräche rund um das Basketball-Geschäft sind auch realistisch gehalten. Die Kehrseite davon ist ein starker Insider-Charakter, der einen Laien gern mal den Faden verlieren lässt. Das macht aber nichts, denn selbst wenn der Jargon fremd ist, so bleiben die Probleme doch nachvollziehbar. Kein zweiter «Jerry Maguire» also, sondern eine kämpferische und nachdenkliche Analyse der Sportstrukturen.
Drama, USA 2019, bei Netflix