Der Absturz des Fuerza-Aérea-Uruguaya-Flugs 571 am 13. Oktober 1972 übt bis heute eine morbide Faszination aus. Die Maschine mit 45 Personen an Bord, grösstenteils Mitglieder eines erfolgreichen uruguayischen Rugbyteams, zerschellte in den argentinischen Anden.
33 Passagiere überlebten den Absturz, nach 72 Tagen (!) konnten noch 16 gerettet werden. Sie hatten überlebt, weil sie sich von den Körpern der Toten ernährt hatten.
1976 gab es mit «Supervivientes de los Andes» (deutsch: «Überleben!») eine Verfilmung des Vorfalls vom mexikanischen Exploitation-Pionier René Cardona (1906–1988), der die sensationslüsternen Aspekte betonte. 1993 widmete sich Hollywood in «Alive» (deutsch abermals: «Überleben!») deutlich zurückhaltender dem Thema.
«Die Schneegesellschaft» ist nun also die dritte Dramatisierung. Regie führte der Spanier J. A. Bayona, der mit dem Tsunami-Film «The Impossible» (2012) schon ein beeindruckendes Katastrophendrama inszeniert hat. Als Vorlage diente der Roman «La Sociedad de la Nieve» des Uruguayers Pablo Vierci: ein Klassenkamerad einiger Rugbyspieler.
Erneut gelingt es Bayona, die psychologischen Dimensionen der Geschehnisse aufzuzeigen, ja spürbar zu machen, und so den Toten genauso eine Stimme zu geben wie den Lebenden. Und auch wenn der Film erst auf Festivals lief, erntete er schon viele Lorbeeren: Er gewann zwei Auszeichnungen beim Europäischen Filmpreis, ist Spaniens offizieller Oscar-Vorschlag und für 13 Goyas nominiert.
Netflix | Katastrophendrama
Mit Matías Recalt, Agustín Pardella, Enzo Vogrincic
UR/E/CHI/USA 2023, ab 4. Januar 2024