Ein schlüssiges Ende, das nun gewissermassen posthum um eine Spielfilmlänge hinausgezögert wird. Denn sechs Jahre nach dem blutigen Showdown der Dramaserie wagte sich «Breaking Bad»-Schöpfer Vince Gilligan mit «El Camino» an eine Fortsetzung, die die Fangemeinde nicht nur sehnlichst erwartet, sondern auch schon mit jeder Menge Vorschusslorbeeren bedacht hat.
Ein beliebter «Breaking Bad»-Ableger existiert ja bereits: «Better Call Saul» pickte die Figur des Saul Goodman (Bob Odenkirk) aus der Mutterserie heraus und erzählt seit vier Staffeln, wie er vom aufrichtigen Anwalt zum schmierig-kriminellen Rechtsverdreher wurde. Staffel 5 ist abgedreht, steht aber frühstens 2020 bei Netflix zum Abruf bereit.
Doch mehr noch als die Wandlung von Saul Goodman treibt die «Breaking Bad»-Jünger die Frage um: Was ist mit Jesse Pinkman (Aaron Paul) passiert? Er konnte sich bei der Schiesserei im «Breaking Bad»-Finale aus den Fängen der sadistischen Neonazi-Gang befreien und brauste schreiend vor Erleichterung in einem Chevrolet El Camino davon.
Aber wohin? «Nach seiner dramatischen Flucht aus der Gefangenschaft muss Jesse mit seiner Vergangenheit ins Reine kommen, um sich irgendwie eine Zukunft aufzubauen.» Dieser Satz ist neben zwei Teasern und einem Trailer alles, was Netflix an Inhaltsangaben herausrückt.
Die Stimmung des Thrillers ist jedenfalls düster, Jesse sieht kaputt und heruntergekommen aus: leer der Blick, Gesicht und Rücken sind von Narben verunstaltet.
Was ebenfalls durchgesickert ist, sind ein paar Informationen zum Cast von «El Camino». Obwohl fast jede tragende Figur aus «Breaking Bad» das Zeitliche gesegnet hat, darf sich der Zuschauer auf ein Wiedersehen mit einigen bekannten Figuren freuen: beispielsweise auf Jesses Kumpels Badger (Matt Jones) und Skinny Pete (Charles Baker). Der altkluge Schrottplatzbesitzer Old Joe (Larry Hankin) ist ebenfalls mit von der Partie.
Und siehe da, sogar Mike Ehrmantraut (sein Darsteller Jonathan Banks verplapperte sich auf dem roten Teppich der «Emmy»-Verleihung) tritt wieder in Erscheinung. Er muss sich aber wohl mit Rückblenden begnügen. Schliesslich wurde der zynische Griesgram von seinem Ex-Partner Walter White niedergestreckt.
Wenn wir schon dabei sind: Was ist mit Walter White? Weilt der Drogenkoch am Ende doch noch unter den Lebenden? Die Fakten sprechen dagegen: In dem einen Teaser hat die Polizei laut Eilmeldung nach der Schiesserei, der die gesamte Neonazi-Gang zum Opfer fiel, neun tote Männer aufgefunden. Die Bande zählte aber bloss acht Mitglieder. Also muss es sich beim Neunten um Walter White handeln.
Oder doch nicht? Einem Film, der den brillanten Vince Gilligan als Regisseur, Drehbuchautor und Produzent aufführt, ist jedenfalls fast alles zuzutrauen.
Sogar die Auferstehung von Walter White.