Zwei alte Männer diskutieren über den Kurs der katholischen Kirche: Das klingt für viele Zuschauer eher sperrig oder gar langweilig. Gott sei Dank ist «Die zwei Päpste» aber alles andere als das. Vielmehr widmet sich der Film den grossen Themen süffisant und erstaunlich kurzweilig. Die alten Herren sind Papst Benedikt und sein Nachfolger Franziskus, verkörpert von Anthony Hopkins und Jonathan Pryce. Die Handlung spielt primär im Jahr 2012. Jorge Mario Bergoglio, der spätere Franziskus, arbeitet als Bischof in Buenos Aires und ist bei den Armen beliebt. Weil seine Reformvorschläge aber auf taube Ohren stossen, will er in Rom den Rücktritt einreichen. Der Papst lädt ihn in sein Feriendomizil ein und schmettert diesen Wunsch ab. Vielmehr beichtet er: Er selbst werde zurücktreten und hoffe, dass Bergoglio die Nachfolge anstrebt. In den Gesprächen zwischen den Würdenträgern geht es um den Kurs der Kirche und die Auslegung des Amtes.
Regisseur Fernando Meirelles («City of God») bricht das Ganze zwar herunter auf einfache Formeln: Benedikt ist konservativ und gegen Modernisierung, Bergoglio ist progressiv und weltoffen. Doch er reichert diese Polarität immer wieder an, etwa mit Rückblenden in Bergoglios Jugend zur Zeit der Militärdiktatur. Und er bietet auch immer wieder Witziges, etwa wenn Benedikt erstmals mit Pizza in Kontakt kommt oder wenn er als Deutscher mit seinem argentinischen Kollegen Fussball schaut. «Die zwei Päpste» hätte zur Lobhudelei für Franziskus werden können, nimmt dieser Gefahr mit viel Humor den Wind aber selbst aus den Segeln. Offeriert dafür Anthony Hopkins und Jonathan Pryce eine himmlische Bühne für ihr Talent. Den beiden sieht man gerne zu – egal, ob sie diskutieren, sich inspizieren oder einfach zusammen Pizza essen.
Drama «Die zwei Päpste», GB, I, ARG, USA 2019, ab 20. Dezember bei Netflix.