Er hat hoch gepokert: 2021 verfilmte der Kanadier Denis Villeneuve nur die erste Hälfte von Frank Herberts epochalem Roman «Dune» – ohne überhaupt sicher zu sein, dass Warner Bros. ihm das Geld für einen zweiten Teil bewilligen würde! Gerade Warner Bros zeigte sich in den letzten Jahren knausrig, stampfte sogar den abgedrehten «Batgirl»-Film aus Steuergründen kurzerhand ein! Zittern war also angesagt.
Und obwohl «Dune: Part One» kein immenser Kinokassenknüller war, lief er im Streaming (wo er zeitgleich startete) richtig gut. «Part Two» durfte her, zur Erleichterung von Villeneuve und von Filmfans. Die Handlung setzt ein, wo der letzte Film aufgehört hat: Paul Atreides (Timothée Chalamet) hat mit seiner Mutter Jessica (Rebecca Ferguson) Unterschlupf bei den Fremen gefunden. Sie gewöhnen sich an die Sitten und Riten des Wüstenvolks, das sich in einem Guerillakrieg mit Baron Harkonnen (Stellan Skarsgård) befindet, dessen Haus nun über den Planeten Arrakis regiert und das Spice abbaut.
Das kommt Paul gerade recht: Da die Harkonnen fast seine ganze Dynastie ausgelöscht haben, sehnt er sich nach Rache. Gelegen kommt ihm auch, dass seine Mutter und die mächtige Schwesternschaft der Bene Gesserit schon seit langem eine Prophezeiung in die Welt gesetzt haben, wonach der Lisan al Gaib kommen werde, um die Fremen ins Paradies zu führen. Paul muss die Fremen überzeugen, dass er dieser Messias ist.
Villeneuve hat im ersten Teil viel Arbeit geleistet und die Welten, die Dynastien an der Macht sowie die Hauptfiguren eingeführt. Doch wer glaubt, er tauche nun in Teil zwei gleich in die Action ein, wird enttäuscht: «Dune: Part Two» hat zwar ein actionreiches Finale inklusive der riesigen Sandwürmer, doch abermals stehen andere Aspekte im Fokus. Etwa die Beziehung von Paul und der Fremen-Kriegerin Chani (Zendaya), die als bodenständiger Gegenpol dient, wenn Paul wieder zwischen Rachegelüsten, religiösen Prophezeiungen und Machtspielen gefangen ist.
Auch die Dynamik zwischen dem Imperator des Universums (Christopher Walken) und den anderen mächtigen Gruppen wie den Adelshäusern oder den Bene Gesserit bleiben relevant, ebenso die religiöse Radikalisierung der Fremen. Viel Stoff, weswegen «Dune: Part Two» trotz seiner stattlichen Laufzeit gegen Ende etwas gedrängt wirkt.
Highlights gibt es viele. Schauspielerisch etwa Timothée Chalamet, der diesmal eine noch grössere Bandbreite zeigen muss, oder Austin Butler als irrer Harkonnen-Neffe Feyd-Rautha. Hans Zimmers Soundtrack bringt wieder die Lautsprecher zum Wummern und die Bildsprache von Villeneuve und seinem Kameramann Greig Fraser ist eine Wucht: phantastisch und prächtig, aber doch stets realistisch und greifbar – weit entfernt von CGI-Ausgeburten à la «Aquaman II» oder «Ant-Man III».
Am Ende zockt Villeneuve wieder. Denn obwohl er nun Herberts Ur-Roman inhaltlich abgeschlossen hat, lässt er vieles offen und behält so die Karten in der Hand, um weitere Romane des «Dune»-Universums zu verfilmen. Die Arbeiten an einem Drehbuch für «Dune: Messiah» haben denn auch schon begonnen. Villeneuve will sich vor einer Rückkehr nach Arrakis jedoch eine Auszeit nehmen.
Gegönnt sei es ihm, nachdem er sich mit «Arrival», «Blade Runner 2049» und den beiden «Dune»-Filmen in den Pantheon der modernen Sci-Fi-Filmemacher gehievt hat.
Sky Show | Sci-Fi-Film
Mit Timothée Chalamet, Zendaya, Rebecca Ferguson, Javier Bardem, Austin Butler
USA 2024, ab 6. September 2024