Der Traum von einer eigenen Insel ist höchstens was für Superreiche – so die einhellige Meinung. Dass es auch anders geht, zeigt dieser auf Tatsachen basierende italienische Film. Erzählt wird die Geschichte des Ingenieurs Giorgio Rosa (1925–2017; dargestellt von Elio Germano) aus Bologna.
Nach Beendigung seines Studiums kommt Rosa auf keinen grünen Zweig, zu eigenwillig ist sein Geist, zu fieberhaft sein Tatendrang. Da hat er 1968 eine Idee, als er eine Werbung mit einer Plattform sieht: Warum nicht eine eigene Insel bauen, auf der Freiheit herrscht?
Eine verrückte Idee, die bei seinem trinkfreudigen Studienfreund Maurizio (Leonardo Lidi) aber Anklang findet. So beginnen die beiden, 500 Meter vor der Küste Riminis eine Insel zu konstruieren: Dort sind internationale Gewässer, und die italienischen Behörden können ihnen nicht dreinreden.
Die Plattform lockt bald partylustiges Volk an – weckt aber auch den Zorn der Politik. Vor allem des Innenministers, zumal Rosa seinen eigenen Staat proklamiert, mit eigenen Pässen, Briefmarken und einer Esperanto-Landessprache. So ziehen bald dunkle Wolken auf.
Regisseur Sydney Sibilia erzählt die unglaubliche Geschichte in spritzig-witziger Manier. Flott ist das Tempo, schlicht grandios das Nachempfinden der 1960er-Jahre mit ihren Kulissen und Kleidern.
Gleichzeitig baut er in sein überbordendes Porträt eine Liebesgeschichte ein – jene von Rosa und Gabriella (Matilda De Angelis, «The Undoing»).
Dem Geschehen auf der Plattform stellt Sibilia auf bitterböse Weise das Gebaren der überforderten Behörden gegenüber. Rosa liess sich davon aber nicht entmutigen und ging bis vor den Europarat.
Ein Happyend gab es gleichwohl nicht: Die Uno verschob bald darauf die Grenzen der internationalen Gewässer weltweit von 6 auf 12 Seemeilen. Damit starb auch der Traum vieler potenzieller Nachahmer.
Netflix | Komödie | I 2020
Vor Witz und Details überschäumendes Porträt
ab 9. Dezember