Die Schriftstellerin Joan Didion hat einen ganz speziellen Schreibstil: sehr persönlich, oft fragmentarisch, als seien es Notizen. In ihren Drehbüchern (z. B. dem «A Star Is Born» Original) bekommt man das weniger mit, aber in ihren fünf Romanen sehr wohl. Deswegen gelten sie auch als schwer verfilmbar.
Regisseurin Dee Rees hat sich trotzdem drangewagt. Nach ihrem Netflix-Erfolg mit «Mudbound» ad aptierte sie Didions bislang letzten Roman «The Last Thing He Wan ted» (1996), in dem sie der Journalistin Elena McMahon (Anne Hathaway) aus Washington folgt.
Nach gefährlichen Recherchen im El Salvador der frühen 80er-Jahre kehrt sie nach Hause zurück, wo ihr dementer Vater (Willem Dafoe) im Sterben liegt. Er bittet Elena, seinen letzten Job abzuwickeln: einen illegalen Waffen handel, der sie zurück nach Lateinamerika bringt.
Die Iran-Contra-Affäre, der Wahlkampf von Ronald Reagan, eine Familienkrise, Intrigen in Washington – die Geschichten, die aufgetischt werden, erfordern volle Konzentration. Was in Romanform funktioniert, ist in Rees’ Film aber nur noch eine Collage. «Das Letzte, was er wollte» ist weder ein guter Journalistenfilm, noch ein richtiger Politfilm oder Schmuggelthriller. Und so bleibt die Heldin mitsamt ihren Aktionen nebulös.
Dabei wären die Zutaten ja da: von der atmosphärischen Inszenierung bis hin zum stark aufspielenden Personal. Neben der eindrücklichen Anne Hathaway sind Ben Affleck, Rosie Perez, Willem Dafoe und Toby Jones zu sehen. Doch auch sie vermögen den Film nicht aus seiner Verwirrtheit zu hieven.
Didion Fans bleibt der Roman. Der erhält in der deutschen Ausgabe einen neuen Titel: Hiess er bisher «Nach dem Sturm», kommt er nun, analog zum Film, als «Das Letzte, was er wollte» daher.
«Das Letzte, was er wollte», Thriller mit Anne Hathaway, ab dem 21. Februar 2020 auf Netflix.