Liebe gehört zum indischen Kino. Und wenn es besonders tragisch sein soll, wird gerne auf Beziehungen zwischen Hindus und Muslimen zurückgegriffen. Da hakt auch Regisseurin Gitanjali Rao ein, indem sie dieser Art von Geschichten huldigt, sie aber gleichzeitig auch unterwandert.
Im Zentrum: Kamala, eine junge Hindu-Frau aus Zentralindien, die vor einer arrangierten Ehe nach Mumbai getürmt ist. Dort arbeitet sie als Blumenmädchen und trifft auf Salim, der ebenfalls Rosen verkauft – geklaut auf Friedhöfen.
Salim ist ein aus Kaschmir geflohener Muslim. Er verliert sich gerne in Tagträumen aus Bollywoodfilmen oder klassischen Romanzen aus der Zeit des Mogulreichs (1526–1858).
Gitanjali Rao erzählt daneben von einer alten Schauspielerin, die mit den Geistern ihrer Vergangenheit lebt. Und von zwei Kindern, von Katzen und Schurken. All das fliesst manchmal fast desorientierend ineinander und ist eben keine reine «Junge trifft Mädchen»-Geschichte.
Rao, beim Drehbuch und einer Sprechrolle unterstützt vom experimentierfreudigen Regisseur Anurag Kashyap («AK vs AK»), setzt mehr auf die Logik und die Ausdrucksweise von Träumen. Visuell dominiert die Farbe Rot, der Soundtrack hat einen meditativen Charakter, unterbrochen von Trommeln. Songs indes laufen nur im Hintergrund – mal der Bollywood-Gassenhauer «Yeh mera dil», mal der mexikanische «Cucurrucucú Paloma».
Kurz: ein gewollt verästelter und jederzeit schöner Film. Und einer, der Aktualität hat. Radikale Hindus erlassen derzeit Gesetze, um zu verhindern, dass Hindu-Frauen zwecks Konversion Muslim-Männer heiraten («Love Jihad»).
Gegen solche Ängste setzt «Bombay Rose» ein Zeichen der Liebe.
Netflix | Zeichentrickfilm | IND/GB/F 2019
Regie: Gitanjali Rao; Stimmen (englisch): Cyli Khare, Amit Deondi, Amardeep Jha
Traumhaft bebildert und träumerisch erzählt
ab 8. März