Deutsche Streaming-Serien brummen – und das schon seit «Dark», dem allerersten Netflix-Original aus Deutschland. Filmproduktionen hingegen hinken hinterher: Mit der Liebeskomödie «Isi & Ossi» feierte erst im Februar der erste deutsche Netflix-Film Premiere. Nun folgt der Zweite.
Für Regie und Drehbuch zeichnet der Berliner Cüneyt Kaya verantwortlich, der in Bezug auf Titel ein Faible für Baustoffgemische hat: Er schrieb auch das Skript zu Detlev Bucks Anarcho-Komödie «Asphaltgorillas». So überrascht es auch nicht, dass Buck «Betonrausch» mit einem Gastauftritt beglückt.
Im Mittelpunkt steht der Kleinbetrüger Viktor (David Kross). Der lernt an einer Party den windigen Gerry (Frederick Lau) kennen. Zusammen mit der Bankerin Nicole (Janina Uhse) ziehen sie krumme Immobiliengeschäfte auf, die ihnen ein Schweinegeld einbringen. Doch ihre Gier bringt sie zu Fall.
Netflix kündigt «Betonrausch» quasi als «The Wolf of Wall Street» im Maklermilieu an. Tatsächlich entwickelt sich ein vergleichbarer Biss, wenn die drei planen, wie sie die Leute über den Tisch ziehen und dies dann auch ohne mit der Wimper zu zucken tun, oder wenn sie sogar ihre eigene Bank auf Malta gründen. Doch diese Momente werden zu schnell ausgespielt.
Umso ausgedehnter ergötzt sich «Betonrausch» am verschwenderischen Lebensstil der Betrüger. Viktors Probleme, allen voran sein Elternkomplex, bewegen sich zudem auf der küchenpsychologischen Ebene, und ein unerwarteter Todesfall macht aus «Betonrausch» endgültig eine Tragikomödie statt einer systemkritischen Satire.
Netflix; D 2020
Mit David Kross, Janina Uhse, Frederick Lau; Regie, Buch: Cüneyt Kaya
Gaunersause mit ordentlich Dynamik und eher wenig Biss
Tragikomödie