Der Mix war von Beginn weg toxisch. Mit der Dokuserie «Grosskatzen und ihre Raubtiere» schaltete Netflix just zu Beginn der Corona-Pandemie eine sechsteilige Schmuddelorgie auf, deren Themenmix nichts für schwache Nerven ist: Ein grössenwahnsinniger, Vokuhila tragender Privatzoobesitzer, Waffennarr, miserabler Countrysänger, schwul und polygam in einer Doppelehe mit zwei heterosexuellen Männern gemixt mit einer Ladung Crystal Meth und einem Mordkomplott.
Die Geschichte über Joseph Maldonado-Passage, gebürtiger Schreibvogel (kein Witz!), auch genannt Joe Exotic oder eben Tiger King hätte sich kein normaler Mensch ausdenken können. Doch weil sie erstens wahr und zweitens total absurd ist, entpuppte sich «Tiger King» zu Streaming-Gold und wurde im Frühling 2020 zum globalen Phänomen.
Wer sich die erste Staffel noch nicht angetan hat (anders kann man es nicht nennen …), der sei nun vor Spoilern gewarnt! Wer hingegen mit Joes aktuellem Wohnort vertraut ist (dem Knast in Fort Worth), der darf getrost weiterlesen.
Wegen versuchtem Auftragsmord an der Tierschützerin Carole Baskin und zig Verstössen gegen die Haltevorschriften exotischer Tierarten wurde Joe Exotic bereits 2019 zu 22 Jahren Haft verurteilt.
Vom Gefängnis aus wettert er gegen seine Widersacher, schleudert mit zig Klagen um sich und bettelte Anfang 2021 den damals amtierenden US-Präsidenten Donald Trump um eine Begnadigung an. Allein schon diese Zoom-Calls in den texanischen Knast wären eine zweite Staffel wert.
Netflix hat – wie man dem Trailer entnehmen kann – noch weitere Zutaten parat, die auch Season zwei zu einem derb-deftigen, unappetitlichen Happening machen werden. Streamer, betrachtet diesen Text bitte weniger als Vorschau, denn als vielversprechende Warnung!
Netflix | Dokuserie | 2. Staffel Mit Joe Exotic, John Reinke und James Garretson; Regie: Eric Goode, Rebecca Chaiklin
Ein schrecklich hinreissendes Gruselkabinett
USA 2021, ab 17. November