Im Jahr 1969 fanden Ende Juli die Mondlandung und Mitte August Woodstock statt: Ereignisse, die in den USA riesige Beachtung fanden. Ein Event aber, der über 300 000 Besucher anzog, ging fast unter. Für mehr als kurze Berichte im Lokal-TV reichte es nicht: Das Harlem Cultural Festival im Juli/August 1969 im New Yorker Stadtteil Harlem, der vor allem von Schwarzen und Puertoricanern bewohnt wird. Dort fand ein kostenloses Festival statt mit Grössen der schwarzen Musik wie Nina Simone, Stevie Wonder, B. B. King oder Mahalia Jackson, und sogar Bürgerrechtler Jesse Jackson war da.
Aufnahmen gab es zwar, sie wurden aber erst 2019 im Nachlass des Festivalproduzenten und Filmemachers Hal Tulchin entdeckt. Er wollte das Material ursprünglich als «Black Woodstock» verkaufen, fand aber keine Abnehmer – ein Zeichen damals, dass «Black doesn’t matter».
Der Schlagzeuger Ahmir «Questlove» Thompson von der Band The Roots, bekannt für sein enormes musikalisches Wissen, nahm sich der Doku an und stellte in seinem Regiedebüt geschickt die Bedeutung der verschiedenen Musikstile in den Kontext mit der damaligen Stimmung in Politik und Alltagsleben.
Nebst der coolen Musik und den flotten Bildern sind es die Aussagen von Zeitzeugen, von Teilnehmern und Besuchern, die berühren angesichts der Aufnahmen, die sie nie gesehen haben. So war für die Menschen das Festival um einiges wichtiger als Woodstock und die Mondlandung. Es war ein starkes Manifest für die Rechte und den Stolz der Schwarzen.
Nina Simone hatte ein entsprechendes Lied im Repertoire, das die Stimmung in diesem politisch heissen Sommer beschreibt: «To be young, gifted and black».
Disney+ | Musikdoku
Mit Nina Simone, Mahalia Jackson, Stevie Wonder; Regie: Ahmir «Questlove» Thompson
Ein famoses Festival kommt endlich zu Filmehren
USA 2021, ab 30. Juli 2021