Denkt man an die Beastie Boys, hat man sofort wildes Partygejohle und pumpende Beats im Ohr – im Idealfall garniert mit ein paar gesampelten E-Gitarren. Die drei Jungs aus New York – Adam Yauch, Michael Diamond und Adam Horovitz – schufen damit einen ganz eigen(willig)en Sound und gelten als Vorreiter des Crossover. Mit Wurzeln im Hardcore-Punk, schwenkten die Beastie Boys Anfang der 80er zum Rap um. Ein paar Jahre später schafften sie mit ihrem von Rick Rubin produzierten Album «Licensed to Ill» den Durchbruch. «Fight For Your Right (To Party)» darf bis heute an keiner anständigen bzw. unanständigen Fete fehlen.
Die Bandgeschichte der drei Ungestümen sei hier nicht nacherzählt, das haben Adam Horovitz (53) und Michael Diamond (54) bereits getan: 2018, sechs Jahre nachdem Adam Yauch an Krebs gestorben war, brachten die beiden verbliebenen Beastie Boys eine 572-seitige, üppig bebilderte Biographie heraus. Und eben auf jenem Wälzer basiert der 120-minütige Dokfilm von Spike Jonze, der nun exklusiv auf Apple TV+ zu sehen ist.
Den heute 50-jährigen Filmemacher verbindet eine lange Freundschaft mit den Beastie Boys. In eben jener Biographie erinnert sich Jonze an die Anfänge: «Ich verbrachte viel Zeit in ihrem Studio, wo ich Sachen mit ihnen machte oder ihnen dabei half, Sachen zu machen, oder einfach Spass mit ihnen hatte.» Es hätte für den Regiejob keine bessere Wahl geben können. Aus Jonzes Küche stammen nicht nur zig Videoclips der Beastie Boys, er hat auch Hirnrissiges wie «Jackass» produziert oder bei Oscarprämiertem wie «Her» (2013) das Drehbuch geschrieben und Regie geführt.
Und nun also eine Doku über seine Freunde, über die er sagt: «Sie spielten ununterbrochen. Egal, was sie taten – ob sie Musik machten, Konzerte gaben, Videoclips drehten oder sich ohne besonderen Grund verkleideten –, für sie war alles ein Spiel.» Und gerade aus dieser Lust am Verkleiden entstanden viele Videoclips. Man erinnere sich nur an «Sabotage» (1994): Darin imitierten die Jungs mit Riesenschnäuzen eine 70er-Jahre-Cop-Show. Auch hier sass Spike Jonze auf dem Regiestuhl.
Die Musikdoku zeigt tonnenweise Archivmaterial, das zusammengeschnitten wurde. Vieles erinnert an den verstorbenen Adam Yauch und dessen Passion fürs Filmemachen. Bandkollege Adam Horovitz sagt im Beastie-Boys-Buch über Yauch und Jonze: «Sie haben die Kunst des Guerilla-Filmemachens neu erfunden. Sie hatten einen Stil geprägt, der zugleich ordentlich und wild, aber doch introspektiv und sorgfältig ist. Klug und bescheuert.»
Apple TV+; USA 2020
Mit den verbleibenden Bandmitgliedern Adam Horovitz und Mike D, Regie: Spike Jonze; das Drehbuch schrieben die drei gemeinsam.
Kreatives Feuerwerk mit fetten Beats
Musikdoku