Die Geschichte der Galaxis ist geschrieben. «Star Wars» füllt nach etlichen Filmen, Serien, Games und Büchern ganze Enzyklopädien, die auf den Tag genau Ereignisse festhalten. Es gibt sogar eine Stunde null: die Schlacht von Yavin (in «Star Wars», 1977), welche die Zeitrechnung im George-Lucas-Evangelium aufteilt in ein Davor und ein Danach.
Wenn also jemand nicht eine komplett neue Handlung in diesem Universum aufgleist, dann ist das Erzählte in irgendeiner Form schon bekannt. Beispiel «Andor»: Die Serie, die 2022 startete, erzählt von einem Dieb namens Cassian Andor (Diego Luna), der sich dem Widerstand anschliesst und in «Rogue One» sein Leben opfert, damit die Rebellen an die Pläne des Todessterns kommen, welcher wiederum in «Star Wars» zerstört werden kann.
Eine Serie also, um Lücken zu stopfen? Denkste! Denn Showrunner Tony Gilroy machte zwar, was viele im «Star Wars»- Universum machten: Er verkettete bekannte Ereignisse und erweiterte das Figurenkabinett. Doch wichtiger war es ihm, eine realistische, gelebte Welt zu schaffen mit Charakteren, die nicht bloss dazu dienen, von A nach B zu gelangen. Ihr Schicksal bewegt. Ganz anders als etwa im Mummenschanz «Das Buch von Boba Fett».
Nachdem die erste Staffel von «Andor» richtig gut ankam, kehrt Gilroy nun für eine zweite zurück. Es ist zugleich auch die letzte, denn danach knüpft direkt die Handlung von «Rogue One» an. Andor wird diesmal in die Ereignisse um den Planeten Ghorman verwickelt. Auf diesem wird Spinnenseide produziert, doch Direktor Krennic (Ben Mendelsohn) hat es auf die Mineralien abgesehen. Deswegen lässt er seine imperialen Schergen eine Intrige beginnen, die alle Figuren von «Andor» involviert. Ins Zentrum rückt vor allem Mon Mothma (Genevieve O’Reilly). Denn – auch das ist «Star Wars»-Überlieferung – sie wird dem Kampf gegen die Ungerechtigkeit eine Stimme geben.
Bis es so weit ist, nehmen sich die zwölf Folgen Zeit. Während in den ersten Episoden die Bausteine mit viel Dialogen und erstaunlich wenig Spannung in Position gebracht werden, zieht die Dramatik zur Mitte an. Dann dafür gehörig. Daneben kommt vor allem die Frage auf den Tisch, was es heisst, gegen Autoritäten zu rebellieren. Welche Opfer müssen gebracht werden? Wenn sich ein Volk über Jahre an Lügen und Unterdrückung gewöhnt, braucht es einen umso grösseren Knall. Davon ist vor allem Luthen Rael (Stellan Skarsgård) überzeugt.
Tiefer ins Detail dürfen wir wegen einer Sperrfrist nicht gehen. Nur so viel: Mit glaubhaft realistischen Welten, facettenreich gezeichneten Figuren und einer Story, die immense Zugkraft entwickelt, wird «Andor» die Fans mehr als nur zufriedenstellen!
Disney+ | Sci-Fi-Serie | 2. Staffel
Mit Diego Luna, Genevieve O’Reilly, Kyle Soller, Stellan Skarsgård
USA 2025, ab 22. April 2025
Zum Interview mit Kyle Soller, Denise Gough und Ben Mendelsohn geht's hier lang.