Seit der Gründung von Netflix vor 25 Jahren ging es für das Medienunternehmen wirtschaftlich nur in eine Richtung: nach oben! Die Abos vermehrten sich wie von selbst – und im Corona-Jahr 2020 feierte der US-Streamingdienst seinen zweihundertmillionsten Kunden.
Doch die fetten Jahre sind vorbei. Letztes Jahr ging die Kundenanzahl erstmals seit dem Bestehen von Netflix zurück. Mögliche Gründe dafür: steigende Abopreise, sinkende Qualität. Und natürlich die erstarkte Konkurrenz: Auch Sky, Apple, Disney und Amazon haben längst ihre eigenen Streamingdienste lanciert.
Um mehr Kunden und Einnahmen zu generieren, geht Netflix nun gegen das Passwort-Sharing vor: Gemäss eigenen Angaben teilen über 100 Millionen Abonnenten ihr Konto mit mindestens jemand anderem. Erlaubt ist dies aber nur bei Personen, die im selben Haushalt leben.
Wer sein Konto weiterhin teilen will, soll das künftig mit einer Person tun dürfen, muss dafür aber pro Monat und Nutzer zusätzlich bezahlen. In einer Mail-Nachricht, die seit gestern kursiert, fordert Netflix seine Kunden auf, entweder das Profil von externen Nutzern auf ein eigenes Konto zum vollen Preis zu übertragen oder eine Person als Zusatzmitglied hinzuzufügen, die nicht im gleichen Haushalt wohnt, wofür 5.90 Franken pro Monat zusätzlich entrichtet werden müssen.
Kein Zweifel: Netflix wird mit diesem Vorgehen viele Kunden verlieren. Exakt das Gegenteil der Absicht. Doch vielleicht geht die Milchbüchleinrechnung ja auf: Wenn der Mahnruf wirkt und sich das in Neuabos niederschlägt, überwiegen diese die Verluste.
Alle Streaminganbieter lassen Passwort-Sharing nur im gleichen Haushalt zu. Oneplus (CH Media) etwa verhindert das unerlaubte Teilen mit «einer Beschränkung der Anzahl akzeptierter Geräte, inklusive der Geräteanzahl, die im Monatsverlauf gewechselt werden kann». Prime Video und Sky Show vertrauen darauf, dass ihre Nutzer verantwortungsvoll mit ihren Login-Daten umgehen. Disney wollte sich nicht dazu äussern, und Apple liess die Anfrage unbeantwortet.