Sie watscheln unbeholfen herum wie leicht Betrunkene im Smoking. Eigentlich zählen sie zu den Vögeln, aber fliegen können sie nicht. Dafür sind sie im Wasser flink wie Robben. Pinguine zählen zu den beliebtesten Tierarten, wohl auch wegen ihres aufrechten Gangs. So sind sie auch gern gesehene Filmgäste, vom Trickfilm «Madagascar» (2006) bis hin zur Doku «Die Reise der Pinguine» (2005) über Kaiserpinguine, die stoisch der Kälte trotzen. 203'000 Zuschauer hatte der Film allein in der Schweiz. Auch als Böse treten sie prominent auf, so in «Wallace & Gromit: Die Technohose» oder als Batman-Feind «The Penguin», gespielt von Colin Farrell in der Sky-Serie.
Für mehr als nur einen «Jöh!»-Moment sorgt nun ein Magellan-Pinguin in «The Penguin Lessons». Die Komödie erzählt vom Briten Tom (Steve Coogan), der 1976 in Buenos Aires eine Stelle als Englischlehrer an einem privaten Bubeninternat antritt. Argentinien befindet sich nach dem Tod von Staatschef Juan Perón in einer Krise. Die Inflation ist hoch, das Volk kann sich kaum etwas leisten. Während linke Guerillas Kinder reicher Leute entführen, bilden sich auf der anderen Seite rechte Milizen. Tom erlebt die Polarisierung auch bei seinen Schülern.
Im März 1976 putscht sich das Militär an die Macht, der Unterricht wird vorübergehend sistiert. Kurzerhand fährt Tom für eine Woche mit einem Kollegen nach Uruguay. Nach einem Disco-Flirt geht er am Strand spazieren, wo er einen ölverschmierten Pinguin findet. Er nimmt den hilflosen Vogel ins Hotel und putzt ihn. Doch als er ihn am nächsten Tag ins Meer zurückbringen will, bleibt der Pinguin stur an seiner Seite.
So reist er mit ihm widerwillig nach Buenos Aires zurück und versteckt ihn auf dem Balkon. Der Pinguin ist anfangs wählerisch mit den Fischen, ist aber ein guter Zuhörer für Toms Probleme. Bald nimmt er ihn auch in die Klasse mit: Die Schüler sind hell begeistert. Als aber die Repressionen der Militärdiktatur zunehmen, gerät auch Tom unter Druck.
«The Penguin Lessons» basiert auf dem autobiographischen Buch von Tom Michell und ist ein Mix aus Komödie und Drama, mit Anleihen bei «Dead Poets Society» (1989). Regisseur Peter Cattaneo kennt sich damit aus: Er wurde bekannt mit der frechen Arbeitslosen-Stripkomödie «The Full Monty» (1997).
Das steife Mensch-Pinguin-Duo hat Witz, etwa wenn der sarkastische Tom, gespielt von Stand-up-Comedian Steve Coogan, den Pinguin unbeholfen am Zoll loswerden will. Der düstere Hintergrund der Militärdiktatur wird aber etwas gar verharmlost und passt nicht so recht zur Feelgood-Stimmung. Letztlich ist «The Penguin Lessons» ein berührender Film über eine besondere Freundschaft.
Komödie
Mit Steve Coogan, Jonathan Pryce, Vivian El Jabe
GB 2024, ab 17. April 2025 im Kino