Dieses Gedankenspiel lauert auch im Hinterkopf der Hauptfiguren in «Past Lives», dem autobiographisch inspirierten Filmdebüt der koreanisch-kanadischen Dramatikerin Céline Song.
Seoul, Ende der 90er. Die zwölfjährige Na Young (Moon Seung-ah) und ihr Mitschüler Hae Sung (Leem Seung-min) sind beste Freunde. Da wandert Na Youngs Familie nach Kanada aus, die zwei verlieren sich aus den Augen. Erst zwölf Jahre später kommt es wieder zum Kontakt. Na Young (Greta Lee) heisst nun Nora und lebt in New York.
Via Skype-Chat feiern sie und Hae Sung (Teo Yoo) ein Wiedersehen. Daraufhin chatten sie ständig – bis Nora eine Pause braucht. Diese erstreckt sich erneut über zwölf Jahre. Doch nun, Nora ist inzwischen mit Arthur (John Magaro) verheiratet, besucht Hae Sung sie in New York.
Céline Song erzählt die Geschichte schnörkellos und bestechend simpel, was ihren authentischen Figuren umso mehr Raum zur emotionalen Entfaltung ermöglicht. Dass diese funktioniert, liegt genauso am Drehbuch wie am unaufgeregten Spiel der in L.A. geborenen Greta Lee und des gebürtigen Kölners Teo Yoo, der in Südkorea ein gefragter Serienstar ist.
Fast zwangsläufig erinnert «Past Lives» auch etwas an den anderen koreanischen «Expat»-Film «Retour à Seoul», der im Januar im Kino lief. Doch während dieser nicht zuletzt wegen seinen Zeitsprüngen richtiggehend zerfällt, schafft Songs Erstling gerade durch die drei Zeitebenen ein rundes Ganzes.
«Past Lives» ist eine ehrliche Romanze mit dem Herz am rechten Fleck, bei der sich das Publikum nicht genieren muss, wenn es die eine oder andere Träne vergiesst.
Drama
Mit Greta Lee, Teo Yoo, John Magaro
ab 10. August 2023 im Kino